Die Fußballwelt blickt auf einen prall gefüllten Saal im FIFA-Gebäude in Zürich. US-Justizministerin Loretta Lynch und Bundesanwalt Michael Lauber haben zur Pressekonferenz gebeten und die Medien kamen in Massen. Der Grund des Treffens war der FIFA-Skandal und es wurde spekuliert, dass es Neuigkeiten zu Sepp Blatter geben würde. Doch wider Erwarten haben die beiden FIFA-Jäger über den scheidende FIFA-Boss kein Wort verloren. Richtig spannende Neuigkeiten gab es  nicht.

"Der Aufwand ist enorm"

Nach einleitenden Worten sprach Lauber von den koplexen Untersuchungen der Staatsanwaltschaft im FIFA-Skandal, Hausdurchsuchungen und Festnahmen in den Reihen von FIFA-Funktionären. Es werde um einiges länger dauern als die "legendären 90 Minuten". Es sei zu früh, um Namen von Personen zu veröffentlichen. Im Zuge der Untersuchungen seien Wohnungen und Häuser in den Schweizer Alpen durchsucht worden. 121 Bankkonten wurden bis dato
unter die Lupe genommen. "Der Aufwand ist enorm. Uns ist klar, wie groß das Interesse an diesem Fall ist und haben ihn priorisiert. Aber wir sind wohl noch nicht einmal bei der Halbzeitpause angelant. Viele Informationen, die für uns von Interesse sind, sind allerdings unter Verschluss."

Die Ermittlungen in der Schweiz und den USA seien jedoch seperate Fälle, erklärt der Bundesanwalt.  Es gibt aktuell keine gemeinsame Ermittlungsgruppe. Die Schweiz hat Verdacht auf Geldwäsche und verfolgt diesen Verdacht.

Lynch erklärte: "Unsere Ermittlungen haben kein Limit und wir verfolgen die Verdachtsfälle, so lange es nötig ist." Sie lobte die Zusammenarbeit mit der Schweiz und kündigte weitere Anklagen an. Es gebe Untersuchungen gegen weitere Individuen und Organisationen, sagte Loretta Lynch am Montag in Zürich. Sie erwarte "eine nächste Runde von Festnahmen. Es kann sein, dass wir weitere  Verdachtsmomente feststellen."

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Auf die Nachfrage, ob auch gegen den scheidenden
Weltverbands-Chef Joseph Blatter ermittelt werde, wollte Lynch keinen Kommentar abgeben. Bisher werden 14 Personen - darunter neun ehemalige Fußball-Funktionäre und fünf Geschäftsmänner - der
Korruption beschuldigt. 13 von ihnen wurden festgenommen, nur drei aber auch in die USA ausgeliefert. Laut Lynch sollen auch alle weiteren Beschuldigten ausgeliefert werden.

Auch die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft zur umstrittenen Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022 sind noch lange nicht abgeschlossen. 

Blatter kam vergangenen Freitag erneut in die Schlagzeilen, da ein brisanter Vertrag zwischen ihm und dem damaligen Chef der karibischen Fußball-Union (CFU), Jack Warner, aufgetaucht ist. Demzufolge verkaufte Blatter die Übertragungsrechte für die WM in Südafrika für 250.000 Dollar und die für die WM in Brasilien für 350.000 Dollar. Warner soll die TV-Übertragungsrechte zwei Jahre später nach Schätzungen der Medien für 15 bis 20 Millionen Dollar weiterverkauft haben.

Michael Lauber: "Wir haben enorm viele Fakten vorliegen und von der FIFA eine Erklärung dazu bekommen. Das ist ein Teil der Dokumente, die wir untersuchen müssen."

Fernseh-Deal

Der Deal zwischen Blatter und Warner werfe die Frage auf, ob das ein Freundschaftspreis gewesen sei oder ein kaufmännisch korrekt berechneter Preis, sagte die Rechtsprofessorin und Korruptions-Expertin Monika Roth in dem Bericht. Sie meinte, die Bundesanwaltschaft müsse nun ermitteln. Laut dem TV-Beitrag wollte die Bundesanwaltschaft aber keine
Stellung nehmen.

Der Fußball-Weltverband habe erklärt: "Die FIFA gibt keine Stellungnahme zu in der Presse erhobenen Anschuldigungen ab. Ferner sind wir nicht befugt, Angelegenheiten zu erörtern, die Herrn Warner
betreffen, da dieser in den Vereinigten Staaten unter Anklage steht."

Der 72-Jährige steht unter Korruptionsverdacht. Die USA hatte Trinidad und Tobago offiziell um die  Auslieferung von Warner ersucht. Er gehörte von 1983 bis 2011 der Exekutive des Weltverbandes an und war auch Präsident des Verbandes von Nord- und Mittelamerika (CONCACAF). Warner hat alle  Anschuldigungen gegen sich zurückgewiesen.