Österreich – man mag es drehen und wenden, wie man will – ist wie alle Teilnehmer der letztjährigen Euro eine Legionärstruppe: Die Spieler – vereint durch eine zufällige Reisepassparallele – spielen immer auswärts, auch wenn sie Heimspiele haben, sie spielen in aller Herren und Damen Länder und Ligen. Alle? Fast alle? Einen unbeugsamen Österreichösterreicher gibt es noch in der Mannschaft:
Andreas Ulmer ist als Einziger in Österreich geblieben und hat sich von Österreich aus für die Euro qualifiziert! Er ist Kapitän von RB Salzburg (wo er allerdings öfters der einzige Österreicher in der Aufstellung ist) und ist gefühlt 100x österreichischer Meister und 1000x österreichischer Cupsieger geworden. Dabei ist der Österreichösterreicher Ulmer mit seiner Stabilitas loci, seiner Ortsbeständigkeit und Heimattreue eigentlich das Gegenteil seines Arbeitgebers. Dessen Geschäftsmodell ist das eines Durchhauses. Ob Trainer oder Spieler, für alle gilt seit über einem Jahrzehnt: Steigend auf so wie Gestirne, geh’n sie wie Gestirne weg – und meistens wieder nieder. Sie kommen von irgendwoher, machen Akademie und Furore – und gehen irgendwohin. Das Management macht damit sehr viel Geld. Der schlaue, scheue RB-Firmenboss (RB bedeutet übrigens: Rasenball) braucht das Geld mittlerweile gar nicht mehr und investiert es in Fernsehen, Kunst, Kultur und medizinische Forschung.
Nur einer bleibt – sozusagen in Ulm und um Ulm herum: Aber in Ulm und um Ulm herum kommt niemand um Ulmer herum. Einheimische Kommentatoren und Experten freuen sich mittlerweile wirklich, wenn sie die Nummer 2 in der Startaufstellung sehen – weniger weil Ulmer die österreichische Liga auf internationaler Ebene exklusiv, sondern weil er die sogenannte „RB-DNA“ repräsentiert, das heißt, er kann nicht anders als: „pressen“, „anpressen“ „aggressiv gegenpressen!“. Allerdings müssten das alle Mitspieler gleichzeitig auch machen, sonst wirkt das Mittel nicht, und deswegen ist Andi Ulmer im Team immer ein bisserl fad. Er kann aufgrund seiner genetischen Situation gar nicht anders als „schnell umschalten“ und „in die Schnittstelle spielen“, deswegen hat er in Amsterdam haushoch gewonnen, allerdings nicht mit dem Team, sondern mit Salzburg. Dieses Salzburg gibt es längst nicht mehr, Österreich auch bald nicht mehr, nur ihn gibt es noch, den Ulmer, in Ulm und um Ulm herum.
Respekt!
Egyd Gstättner