Die englische Gerüchteküche brodelt vor dem Viertelfinalspiel gegen die Schweiz. Heute geht es darum, wie man das Schweizer Käsefondue auf die Speisekarte der Engländer bringt. Sollte die Prophezeiung wahr sein, so könnte Gareth Southgate erfinderisch werden und auf eine Dreierkette umsteigen. Die letzten Trainingstage im englischen Camp standen im Zeichen spieltaktischer Umstellungen. Mit dem klaren Ziel, mehr Dampf über die Seiten zu erzeugen. Jude Bellingham und Phil Foden sollten die kreative Rolle des „Zehners“ hinter Harry Kane übernehmen, auf den Flanken sollen Trent Alexander-Arnold, Bukayo Saka, Trippier oder Eze das Spiel der Engländer versüßen.

Denn so richtig „vernascht“ wurde bisher kaum ein Gegner bei dieser EM-Endrunde von Gareth Southgate und Co. Ein Trainer auf dem Scheideweg also, haben sich die „Three Lions“ doch mit wahrer Fußball Schonkost ins Viertelfinale durchgewurschtelt. Die Offensive? Ein lahmes Lüftchen. Denn bei bisher zwölf Schüssen auf das gegnerische Tor in vier Bewerbsspielen gegen mitunter mittelmäßige Gegner braucht man kein großer Mathematiker zu sein, um auszurechnen, wie oft Harry Kane und seine Freunde pro Spiel im Schnitt pro Spiel wirklich gefährlich vor das gegnerische Tor kommen.

Das Achtelfinale gegen die Slowakei wurde in letzter Sekunde zwar spektakulär gedreht, jedoch braucht es die auch bisher vor jedem Spiel erhoffte große Leistungssteigerung. Die letzte taktische „Aufstellungsrevolution“ in Bewerbsspielen brachte Southgate im EM-Finale vor drei Jahren gegen Italien, als er sich durch die Umstellung auf eine Dreierkette spielerische Vorteile erhoffte.

Ist das nur taktisches Vorgeplänkel, um die vor Selbstvertrauen strotzenden Schweizer zu bluffen? Nun ja, Plan A der Engländer scheint zeitlich begrenzt wirksam zu sein, das englische Spiel für knapp 60 Millionen Engländer „boring“. Höchste Zeit, die spielerische Seele zurückzuholen! Ob mit Dreier-,Vierer- oder Schmuckkette wird jedem egal sein. „Send (them) victorious, happy and glorious.“ Ich singe mit – trotz aller Kritik. Come on England!

Johnny Ertl (41), Ex-Fußballer mit Stationen bei Sturm, Austria Wien, Crystal Palace, TV-Experte, Forstwirt, Unternehmer

Diese Kolumne wird präsentiert von: