Der Monat Juli bietet angeblich eine Fülle an astronomischen Highlights. Neben diversen Planetenbewegungen könnten auch vermehrt österreichische Fußball-Sternschnuppen beobachten werden. Der sogenannte „Heumonat“ könnte unsere Nationalmannschaft in andere Sphären schweben lassen. Ein historisches Erreichen des Viertelfinales heute absolut im Bereich des Möglichen, denn der verlängerte Arm, etatmäßige Kapitän, Freistoßspezialist, Zehner und Zungenbrecher Hakan Calhanoglu fehlt ebenso wie Abwehrchef Samet Akaydin. Auch das 6:1 im März im Test gegen die Türkei schwingt in jedem Fußball-Fachgespräch seit Bekanntwerden des Gegners für das Achtelfinales mit.

Herzlich erinnere ich mich an die letzte gemeinsame Sendung mit Otto „Maximale“ Baric zurück, der fast sämtliche Fußball- Situationen mit: „Ist gut, aber schlecht“ analysiert hatte. Seine Aussage ist wahrscheinlich treffend für die Gefühlslage manch Zweifler im Fußball-Lager, die in diesem Kantersieg keinen Wettbewerbsvorteil sehen wollen. Testspiele und Endspiele haben unterschiedliche Voraussetzungen, unterschiedliche taktische Herangehensweisen und verlangen eine differenzierte, viel höhere mentale Resilienz. Es werden Situationen am Spielfeld zu beobachten sein, wo man Emotionen gut bündeln muss, um konzentriert, aufmerksam und überzeugend der Favoritenrolle gerecht zu werden. Und außerdem haben wir gegen die Freunde vom Bosporus seit 35 Jahren kein Pflichtspiel mehr gewonnen.

Grund genug, um im Jetzt zu bleiben. Unter Ralf Rangnick wurde schon so manche EM-Geschichte bzw. -Serie neu geschrieben. Das Team der Stunde ist ausgestattet mit viel Selbstvertrauen, positivem Geist und Glauben. Denn Revanche hin oder her, aus- und wieder eingegrabenen Statistiken zum Trotz: Mit Anpfiff um 21 Uhr beginnt eine neue Zeitrechnung. Dann, wenn wir daheim wieder versuchen, mit voller Hingabe und Überzeugung die österreichische Hymne melodisch halbwegs richtig hinzubekommen und beobachten, wie unsere Spieler vor dem Ankick ihren berühmten Mannschaftskreis in der eigenen Hälfte bilden. Ein eingeschworener Haufen, unser Kapitän könnte passend zum Monatsnamen „Zickezacke, Zickezacke – Heu, Heu, Heu!“ anstimmen. Als Start zum Griff nach den Fußball-Sternen, den ab jetzt ist alles möglich! Gemma Burschen.

Johnny Ertl (41), Ex-Fußballer mit Stationen bei Sturm, Austria Wien, Crystal Palace, TV-Experte, Forstwirt, Unternehmer

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