„Wir sind hier noch lange nicht fertig.“ Was nach zwei Siegen in der Gruppenphase für Gastgeber Deutschland einmal logisch und nachvollziehbar klingt, hat aus dem Mund von Toni Kroos doch ein gewisses Gewicht und eine Bedeutung. In seinem eigenen Podcast „Einfach mal luppen“, den Kroos zusammen mit Bruder und Fußball-Pensionist Felix leitet, stellte er vor einer Millionenzahl an Hörern einmal klar: Sein Ziel, ehe es nach dem Turnier ebenfalls in den sportlichen Ruhestand geht, ist der Gewinn von selbigem.

Auch wenn nach dem Ungarn-Spiel die Erleichterung groß war, „und die Busfahrt von Stuttgart zurück nach Herzogenaurach mit so einem Sieg natürlich schöner war“, ist der Fokus gleich danach schon auf dem heutigen Spiel um den Gruppensieg gegen die Schweiz gelegen. Und dabei hält Team Deutschland auch immer das große Ganze im Blick. „Die Schweizer sind sicher der qualitativ stärkste Gegner im Turnier“, weiß auch Kroos, der im Mittelfeld den Takt gibt und Fehlpässe quasi völlig aus seinem Spiel gestrichen hat. 124 Zuspiele waren es gegen die Ungarn, mehr hatte nur Xavi 2012 gegen Irland mit 127. Im ersten Spiel kamen zudem 101 von 102 gespielten Pässen beim Mitspieler an. 47 sogenannte „linienbrechende Pässe“, also vertikale Zuspiele, die zu Raumgewinn führen, waren gegen Ungarn absoluter Turnier-Topwert, nur gefolgt von Kroos selbst aus dem Schottland-Spiel mit 30.

Geniale Zuspiele werden auch gegen die Schweiz nötig sein, um deren diszipliniertes Abwehrverhalten aushebeln zu können und vor allem, um Ballverluste und Konter zu vermeiden. An wen die Pässe von Kroos gehen sollen, ist noch ein wenig offen. Um etwaige Gelbsperren zu umgehen und eventuell den einen oder anderen zu schonen, könnte Bundestrainer Julian Nagelsmann personelle Umstellungen vornehmen. Robert Andrich, Jonathan Tah, Antonio Rüdiger und Maxi Mittelstädt sind bereits vorbelastet, im Mittelfeld würde sich Pascal Groß als Andrich-Ersatz anbieten, hinten ist BVB-Abwehrrecke Nico Schlotterbeck ein heißer Kandidat, mit dem sich Nagelsmann auch im Training vor der Schweiz-Partie lange intensiv beschäftigte.  „Am Ende sind wir in der Pflicht, als Trainer zu reagieren“, sagte Nagelsmann.

Bringt Nagelsmann in Frankfurt einen Eintracht-Kicker?

Für mehr Spielzeit in so einer Partie würden sich in der Offensive auch die zuletzt eingewechselten Leroy Sané, Niclas Füllkrug oder Routinier Thomas Müller anbieten. Müller war in seiner Heimat München gegen die Schotten eingewechselt worden, in Stuttgart gegen Ungarn brachte Nagelsmann die VfB-Spieler Deniz Undav und Chris Führich erstmals im Turnier. Folgt Nagelsmann dem Gesetz der Serie, könnte in Frankfurt die große Stunde für Eintracht-Innenverteidiger Robin Koch schlagen.

Apropos Frankfurt: Dort bereitet der Rasen den Verantwortlichen einige Sorgen. Rutschigen Untergrund und lose Grasfetzen beklagten die Spieler bisher. Die UEFA kündigte aber an, einen Wartungsplan für das Grün zu haben und hoffe, dass sich bis heute eine Besserung einsetzt.