Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in Polen einige Anhänger drei Kreuze gemacht haben, nachdem Star-Torhüter Wojciech Szczesny das erste Antreten bei dieser EM halbwegs komplikationsfrei über die Bühne gebracht hat. Sofern man das nach einer 1:2-Niederlage gegen die Niederlande behaupten darf. Aber der persönliche EM-Fluch scheint beendet. Denn seine Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie bei den ersten drei Versuchen hat es in sich.

Als Nummer eins ins Turnier und dann im ersten Spiel...

2012: Der damalige Arsenal-Goalie geht als Polens Nummer eins ins Turnier. Es ist nicht irgendeine EM, sondern die Heim-Euro. Eröffnungsspiel gegen Griechenland in Warschau. Szczesny fliegt in Minute 68 nach einer Notbremse vom Platz. Sein Ersatz Przemyslaw Tyton pariert den fälligen Strafstoß und bleibt auch nach der Sperre der eigentlichen Nummer eins im Tor.

2016: Der damalige Roma-Goalie geht als Polens Nummer eins ins Turnier. Es sollte ein magisches werden. Nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen die Schweiz unterlag man dem späteren Europameister Portugal erst im Viertelfinale, ebenfalls nach Elfmeterschießen. Mehr als das erste Spiel ist Szczesny abermals nicht vergönnt. Er verletzt sich beim 1:0-Erfolg gegen Nordirland und wird von seinem früheren Arsenal-Kumpel Lukasz Fabianski abgelöst.

2021: Der nunmehrige Juventus-Goalie geht als Polens Nummer eins ins Turnier. Keine Sorge, diesmal hat Szczesny alle Turnierspiele absolviert. Es bleibt aufgrund des Scheiterns in der Vorrunde bei deren drei. Daran hat wiederum die 1:2-Pleite gegen die Slowakei im ersten Spiel großen Anteil, die Szczesny mit einem Eigentor in Minute 18 einleitet. Es ist das erste eines Torhüters in der EM-Geschichte.

Kombiniert man dies mit dem Umstand, dass er bei der WM 2018 im finalen Gruppenspiel auf die Bank degradiert wurde, könnte man meinen, dass Turniere einfach nicht seine Sache sind. Diesen Eindruck wusste er 2022 zu revidieren, als er als erst dritter Schlussmann der WM-Geschichte zwei Elfmeter in einem Turnier entschärfen konnte. Darunter einen von einem gewissen Lionel Messi. Mit dem argentinischen Weltstar wettete er während des Referee-Studiums der Videobilder um 100 Euro, dass es keinen Strafstoß geben werde. Wettschulden waren in diesem Fall keine Ehrenschulden. „Ich werde ihn nicht bezahlen, er hat genug“, lachte Szczesny, dessen Arsenal-Abschied einst beschleunigt wurde, weil man ihm beim Rauchen in der Kabine erwischt hat.

Auch wenn seine bisherigen EM-Auftritte vermutlich für die eher dramatischen Momente in der Doku, die gerade über ihn gedreht wird, sorgen werden, ist es ein Fakt, dass es Österreich mit einem wahren Könner seines Fachs zu tun bekommt. 83 Länderspiele sowie kombiniert über 300 Partien in Premier League und Serie A sprechen für sich. Im besten Karriere-Alter betrug der Marktwert des 34-Jährigen 40 Millionen Euro.

Ronaldos Lockruf

Mittlerweile nähert sich das Ende der Laufbahn. Vielleicht ist es auch so zu erklären, dass er mit einem Engagement in Saudi-Arabien bei Al-Nassr FC liebäugelt. Dort hofft sein früherer Juve-Kollege Cristiano Ronaldo auf ein Wiedersehen. Szczesnys Faible für Luxus-Autos würde das in polnischen Medien kolportierte Jahresgehalt von 20 Millionen Euro nicht schaden. Familiär könnte dieses Engagement eine Herausforderung darstellen. Mit Ehefrau Marina – eine Sängerin und Schauspielerin mit einer Million Instagram-Followern – erwartet er nämlich demnächst zum zweiten Mal Nachwuchs.