Bereits vor drei Jahren hatte Arsène Wenger eine Idee. Als Direktor für globale Fußballförderung bei der FIFA will der 73-jährige Franzose die Abseitsregel reformieren. Der Grundgedanke ist einfach: Abseits soll ein Spieler in Zukunft erst dann sein, wenn der ganze Körper näher am Tor ist als der vorletzte Gegenspieler.

Online wird das Thema heiß diskutiert, Umfragen unter Fußballfans liefern unterschiedlichste Ergebnisse: Bei der Kleinen Zeitung etwa sind 75 Prozent der Umfrageteilnehmer für die neue Regel. Ob diese Regelung tatsächlich kommt, ist aktuell völlig unklar. Getestet wird sie jedenfalls: seit April 2022 in den beiden höchsten italienischen U18-Ligen. Außerdem auch in Schweden und Holland. Eine interne FIFA-Untersuchung von 2020 hat ergeben: 50 Prozent aller Tore, die unter der alten Regel zurückgenommen werden mussten, hätten künftig Bestand.

Dass mehr Tore fallen würden, ist offensichtlich. "Letztlich ist es eine Frage, ob es der Attraktivität des Fußballs dient. Ich maße mir nicht an, den Expertenmeinungen vorzugreifen und das zu beurteilen", sagt ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer. "Wenn es dem Ziel dient, den Fußball schneller, attraktiver, spannender zu gestalten, dann ist das positiv zu sehen."

Ähnlich formuliert es Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer: "Als Fußballliebhaber wünschen wir uns viele Tore, das ist durch die Regelung wohl gegeben. Aber einfacher wird es nicht", sagt er. Was er damit meint? "So, wie ich das verstehe, geht es nicht darum, ob die Zehenspitze vorne ist, sondern darum, ob die Ferse noch hinten ist." Mehr Klarheit würde durch die Reform für den Konsumenten aber nicht entstehen und auch die Entscheidung würde für die Unparteiischen nicht leichter werden. Ebenbauer gibt auch ein prominentes Beispiel: "Wenn unser Tor im Achtelfinale gegen Italien in Zukunft gilt, dann sind wir da natürlich dafür. Auch wenn das heute nichts mehr bringt", sagt er lachend.

Grundsätzlich wäre man in der Bundesliga aber durchaus bereit, Sachen auszuprobieren. "Auch bei dieser Regelung, weil sich am Spiel an sich nichts ändert", sagt Ebenbauer.

Österreichs Referee Christian-Petru Ciochirca steht einer etwaigen Änderung neutral gegenüber. "Für uns Schiedsrichter ändert sich auf dem Platz nicht viel, aber für die Assistenten wird es ganz sicher eine Umstellung. Sie müssen die Überlappung erkennen. Aber mit dem VAR im Hintergrund kann das schon eine spannende Sache werden. Tore fallen sicher mehr", sagt der 34-Jährige.