Der Hype um Cristiano Ronaldo ist dieser Tage wieder einmal besonders groß. Schon am Flughafen in Tokio wurde der Superstar mit seinen Teamkollegen von Real Madrid von mehreren hundert japanischen Fußball-Fans kreischend empfangen. Und es gehört wenig Fantasie dazu, dass der Portugiese auch am Sonntag im Mittelpunkt stehen wird, wenn bei der Club-WM der Titel im Stadion von Yokohama vergeben wird.
Die Trophäe liegt quasi für Ronaldo und Co. zur Abholung bereit. So wie es eigentlich jedes Jahr für den Gewinner der Champions League läuft. Seit 2007 ist mit einer Ausnahme der Titel immer nach Europa gegangen. Wenn sich die Meister der Kontinentalverbände treffen, ist das Leistungsgefälle einfach zu groß. So dürfte sich auch die Gegenwehr von Reals Halbfinal-Gegner Club America (Mexiko) am Donnerstag oder den möglichen Final-Teilnehmern Kashima Antlers (Japan) oder Atletico Nacional (Kolumbien) in Grenzen halten.
So stellt sich mal wieder die Frage nach dem Sinn dieses Wettbewerbs am Ende eines strapaziösen Jahres, in dem allein Ronaldo schon 55 Pflichtspiele für Real und Europameister Portugal bestritten hat. Auch wenn seine müden Augen etwas anderes vermuten ließen, wollte der 31-Jährige nach dem 13-Stunden-Trip keine Misstöne aufkommen lassen. "Es ist ein großes Turnier, und ich möchte es zum dritten Mal gewinnen", betonte der dreifache FIFA-Weltfußballer nach seiner Ankunft. Sein deutscher Club-Kollege Toni Kroos pflichtete ihm bei: "Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst".
Die fehlende Attraktivität der Club-WM ist auch dem neuen FIFA-Chef Gianni Infantino nicht entgangen. "Der Wettbewerb ist nicht gerade begeisternd", räumte der Schweizer ein und regte sogleich eine weitreichende Reform an. Eine Club-WM mit den besten 32 Teams sei die Lösung. "Wir müssen eine Weltmeisterschaft kreieren, die für die Clubs interessant ist, aber auch für die Fans auf der ganzen Welt", sagte Infantino, der unlängst auch für eine Ausweitung der Fußball-WM von 32 auf 48 Mannschaften plädiert hatte. Schon ab 2019 könnte eine neu formierte Club-WM etwa vom 10. Juni bis 30. Juni ausgetragen werden.
Die Absicht dahinter ist klar: Mit einem derartigen Konkurrenzprodukt zur UEFA Champions League könnte die FIFA auch auf Vereinsebene an die großen Geldtöpfe gelangen. Ein Turnier, an dem Vereine wie Real, FC Barcelona, Bayern München oder Manchester United teilnehmen, würde schlagartig die Anziehungskraft erhöhen. Die Leidtragenden wären die Spieler, die schon jetzt aufgrund des dichten Kalenders große Strapazen beklagen. Schließlich kommt auf Nationalmannschaftsebene nach WM, EM, Confederations Cup ab der Saison 2018/19 auch noch das UEFA-Produkt Nations League hinzu.
Die früheren Starstürmer Zvonimir Boban und Marco van Basten sollen sich mit der Reform der Club-WM beschäftigen. Bis dahin dient das Turnier, das in den kommenden beiden Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgetragen wird, auch als Versuchsobjekt - wie etwa bei der möglichen Einführung des Videobeweises. Ähnlich wie zuletzt beim Länderspiel zwischen Italien und Deutschland (0:0) kommt das neue Hilfsmittel für die Schiedsrichter bei den Spielen in Japan zum Einsatz.