Das ÖFB-Team hat sich im auslaufenden Jahr erstmals aus eigener Kraft für eine EM qualifiziert und mit sechs Siegen in sechs Pflichtspielen auf Rang zehn der FIFA-Weltrangliste verbessert. "Die Freude sollen wir noch einmal unter den Weihnachtsbaum legen, dann starten wir wieder bei der Stunde Null", erklärte Windtner. "Da werden die Karten neu gemischt, da ist die Qualifikation nur noch eine tolle Historie."

Mit einem Überraschungseffekt bei den Gegnern dürfe man nach der eindrucksvollen Quali nicht mehr rechnen, vermutete der ÖFB-Chef. "Es wird schwieriger, aber wir werden uns sehr gut vorbereiten." Eine klare Zielvorgabe für die Endrunde gibt es von Verbandsseite weiterhin nicht. Windtner: "Wir wollen bei der EURO das Bild, das wir in der Quali abgegeben haben, bestätigen."

Nächster wichtiger Schritt in Richtung Turnierstart ist die Gruppenauslosung am Samstag in einer Woche (12. Dezember) in Paris. Wunschgegner gab die ÖFB-Spitze keine Preis. "Präferenzen auszusprechen bringt nichts", meinte der Präsident. "Schaffen können wir es gegen jeden. Auszuscheiden ist auch gegen alle möglich." Windtner wird bei der Auslosung eine achtköpfige ÖFB-Delegation anführen, der auch Teamchef Marcel Koller angehört. Kurz nach den Terroranschlägen in Paris Mitte November hatte der Schweizer noch leichte Sicherheitsbedenken geäußert.

Ob Koller das ÖFB-Team nach Auslaufen seines Vertrages im Sommer auch in die auf die EM folgende WM-Qualifikation führt, ist weiterhin offen. Es habe aber bereits Gespräche mit dessen Management um Berater Dino Lamberti gegeben, versicherte Windtner. "Es gibt entsprechende Kontakte, aber es ist ein 'work in progress'." Über die Gesprächsinhalte könne er daher keine Auskunft geben.

Mit Kollers Arbeit ist man beim ÖFB jedenfalls hochzufrieden. "Nach England waren wir das erfolgreichste Nationalteam in Europa", sagte Windtner in Anbetracht einer Qualifikation ohne Niederlage. Dadurch sei ein gewaltiger Hype entstanden. "Das Nationalteam ist auch in den Herzen der Österreicher angekommen." Das belegen die Zuschauerzahlen. 173.000 Besucher kamen 2015 zu den fünf Heimspielen in Wien.

Die Erfolge auf Nationalteam-Ebene will der ÖFB mit seiner Talenteförderung im Nachwuchsbereich nachhaltig absichern. Das U21-Team hat 2015 wie das A-Team eine Bilanz von sechs Siegen, einem Remis und einer Niederlage vorzuweisen. Die Chance, sich als bester Gruppenzweiter hinter Deutschland erstmals für die U21-EM 2017 in Polen zu qualifizieren, sei laut Windtner absolut intakt.

Nicht ohne Stolz verwies der ÖFB auch auf die drei Turnierteilnahmen im Nachwuchsbereich (U20-WM, U19-EM und U17-EM). Auf so viele hat es in Europa im Jahr 2015 sonst nur Deutschland gebracht. Sportdirektor Ruttensteiner sieht dennoch noch Potenzial: "Ich glaube, dass wir das absolute Spitzenniveau im Nachwuchsbereich noch nicht erreicht haben. Wir müssen die Talenteförderung noch weiter optimieren. Da kommt noch viel Arbeit auf uns zu."

Jeglicher "Genügendmentalität" will Ruttensteiner auf allen Ebenen entgegenwirken - auch beim A-Team. "Es genügt nicht, nur dabei zu sein", sagte er im Hinblick auf die EM. Der Oberösterreicher sieht das Turnier vor allem als Chance. "Für mich ist es wunderschön, dass wir uns über die EM weiterentwickeln, dass jeder einzelne Spieler dazugewinnt."

Die Entwicklung der vergangenen Jahre dokumentierte Ruttensteiner mit genauen Analysedaten. So verzeichnete das ÖFB-Team im ablaufenden Kalenderjahr etwa pro Spiel im Schnitt 52 Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte - eine Steigerung um fast 80 Prozent gegenüber 2014. Der Gegner hieß allerdings auch zweimal Liechtenstein. Die durchschnittliche Passgeschwindigkeit ging von 39,7 auf 41,9 km/h nach oben.

Stolz ist der Verband zudem auf die positive Entwicklung im Frauenfußball. Dort hat die ÖFB-Auswahl nach drei Siegen aus drei Quali-Spielen gute Chancen auf die EM 2017 in den Niederlanden. "Es wäre das große Ziel, mit dem Frauen-Nationalteam auch bei einer großen Endrunde dabei zu sein. Das wäre der große Durchstarter auch für den Frauenfußball", meinte Windtner. Ruttensteiner lobte in diesem Zusammenhang vor allem Teamchef Dominik Thalhammer: "Ich bin überzeugt davon, dass er diese Mannschaft nächstes Jahr zur EM führen wird."