Der Schock von Hannover zwingt auch den deutschen Fußball zum Nachdenken über seine Sicherheitskonzepte. "Für den Fußball in Deutschland gilt das gleiche wie für alle anderen Großveranstaltungen in Deutschland auch. Wir müssen uns unter diesem Aspekt entsprechend aufstellen, wir müssen uns bewusst sein, dass Gefährdungslagen bestehen", sagte Rainer Koch, Interimschef des Deutschen Fußball-Bundes.

Trotz der Absage des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande am Dienstagabend wegen einer Terror-Warnung sollen die deutschen Bundesliga-Partien am Wochenende wie geplant gespielt werden. "Der Spieltag wird stattfinden", betonte Liga-Boss Reinhard Rauball, der auch Präsident von Borussia Dortmund ist.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Dortmund soll am Freitag die 13. Runde mit der Partie beim Hamburger SV eröffnen. Der HSV will die Sicherheitsmaßnahmen für die mit 57.000 Zuschauern ausverkaufte Partie erhöhen. Ähnliches kündigte Hertha BSC für die Partie gegen 1899 Hoffenheim im Berliner Olympiastadion am Sonntag an.

Offen ist, ob am Wochenende auch alle deutschen Nationalspieler nach den dramatischen Erlebnissen der vergangenen Tage schon wieder in den Liga-Alltag zurückkehren. "Alle Spieler sind - größtenteils bereits gestern Abend - abgereist und wohlbehalten zu Hause angekommen", teilte das deutsche Team am Mittwochvormittag mit.

Am Dienstagabend war der Bus mit der Auswahl von Trainer Joachim Löw auf der Anfahrt zum Stadion von der Polizei gestoppt worden, das Team wurde in Sicherheit gebracht. Es war bereits der zweite Schreckenstag für die Weltmeister, die auch die Anschläge von Paris am Rande des Länderspiels im Stade de France in St. Denis miterlebt hatten.

Absage unvermeidlich

Laut dem deutschen Justizminister Heiko Maas war die Absage unvermeidlich. Es war eine "bittere, aber richtige Entscheidung", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Die Sicherheitsbehörden hätten gute Arbeit geleistet. Obwohl das Spiel nicht stattgefunden habe, müsse die Botschaft weiterhin lauten: "Wir werden nicht zurückweichen" und "wir werden uns unsere Art zu leben nicht nehmen lassen."

Unter dem Eindruck der Terror-Angst forderte Präsident Martin Kind von Hannover 96 ein einheitliches Konzept für alle Bundesliga-Vereine unter Federführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). "Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung", sagte Kind. Das Mittwochvormittagstraining von Hannover wurde nach den Ereignissen vom Vorabend abgesagt, die Einheit am Mittwochnachmittag sollte aber stattfinden.

Keine Absagen

Auch die Ausrichter anderer deutscher Sport-Großveranstaltungen kündigten eine Prüfung ihrer Sicherheitskonzepte an, wollen an den Events aber festhalten. Die Box-Weltmeisterschaft von WBO-Champion Arthur Abraham gegen den Briten Martin Murray am Samstag in Hannover soll ebenso planmäßig stattfinden wie Deutschlands größtes Hallen-Reitturnier in Stuttgart, zu dem am Wochenende 50.000 Zuschauer erwartet werden.