Er drohte seinem türkischen Nachbarn Senes Erzik scherzhaft mit dem Hammer. Dabei stand seine Wiederwahl überhaupt nie zur Diskussion. UEFA-Präsident Michel Platini ist am Dienstag beim Kongress der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Wien für vier weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Die Wahl des 59-jährigen Franzosen erfolgte per Akklamation. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Platini führt den Kontinentalverband seit 2007, er geht unumstritten in seine dritte Amtszeit. "Danke für ihr Vertrauen und ihre Freundschaft", sagte der ehemalige Weltklasse-Kicker in seiner Dankesrede. "Es gibt mir das Gefühl, der Kapitän einer erfolgreichen Mannschaft zu sein." Die UEFA sei mittlerweile ein Vorbild im Bereich der Sportorganisationen. Das belegen nicht nur die Zahlen.

1,78 Milliarden Euro nahm die Konföderation im vergangenen Geschäftsjahr ein. Bei Platinis Amtsantritt vor acht Jahren waren es noch 895,5 Millionen gewesen. Der Franzose, wie auf dem Spielfeld auch auf dem politischen Parkett mit Spielwitz ausgestattet, hat zahlreiche Reformen durchgesetzt. Als nächste wird 2018 die Nations League eingeführt, die die freundschaftlichen Länderspiele in ihrer bisherigen Form ersetzen wird.

Als UEFA-Chef bleibt Platini auch Vizepräsident des Weltverbandes FIFA. Dort steht Ende Mai die Präsidentschaftswahl an. Die UEFA wünscht sich eine Ablöse von Joseph Blatter, auf einen Gegenkandidaten hat sie sich bisher aber nicht festgelegt. "Wir Europäer wollen eine starke FIFA, eine respektable und eine respektierte", betonte Platini ohne ins Detail zu gehen.

"Weil uns die FIFA am Herzen liegt, wollen wir, dass sie perfekt ist", erklärte Platini. "Glaubt nicht alles, was man euch erzählt. Einige versuchen vielleicht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu spalten." Einige würden versuchen, das "arrogante und egoistische Europa" zu isolieren. Die UEFA sei aber bereit, zum Wohle aller 209 Verbände der Fußball-Welt zusammenzuarbeiten.

Der Kontinentalverband verabschiedete zudem eine Absichtserklärung, die es künftig auch den Akteuren im Fußball ermöglichen soll, einen Sitz in seinem Exekutivkomitee zu erlangen - Spielern, Clubs oder Profiligen. Bisher waren dort wie in der FIFA ausschließlich Vertreter nationaler Verbände vorgesehen. "Das ist eine große Änderung für den Fußball", meinte Platini. "Wir sind eine Organisation, die mit der Zeit geht."

Gill, Niersbach in FIFA-Exekutive

Der UEFA-Kongress bestimmte am Dienstagnachmittag in Wien auch zwei neue Mitglieder im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA. Bei der Wahl des britischen Vertreters, den erstmals der Kontinentalverband vornahm, setzte sich der Engländer David Gill, bis 2013 Geschäftsführer von Manchester United, durch.

Für Europa folgt der Deutsche Wolfgang Niersbach in der Fußball-Weltregierung seinem scheidenden Landsmann Theo Zwanziger nach. Der DFB-Präsident war der einzige Kandidat. Dazu wurden auch in der UEFA-Exekutive sieben Posten für vier Jahre vergeben. Neu im Gremium ist unter anderem der frühere WM-Torschützenkönig Davor Suker aus Kroatien.

"Kann Ihnen nur sagen, wer nicht gewinnen soll"

Michel Platini hat sich nach seiner Wiederwahl als UEFA-Chef nicht auf einen bestimmten Wunschkandidaten als Präsidenten des Fußball-Weltverbandes FIFA festgelegt. "Ich kann Ihnen nur sagen, wer nicht gewinnen soll", erklärte der Franzose in einer Pressekonferenz nach dem UEFA-Kongress in Wien. Damit war Amtsinhaber Joseph Blatter gemeint, der sich am 29. Mai in Zürich der Wiederwahl stellen muss.

Gegenkandidaten sind Prinz Ali bin Al-Hussein aus Jordanien, der Niederländer Michael van Praag und der Portugiese Luis Figo, wie Platini einst Weltfußballer. Platini sprach sich für eine Veränderung an der FIFA-Spitze aus. "Aber es ist nicht einfach, dieses Spiel zu gewinnen", meinte der 59-jährige Franzose. Daher ist er vermutlich auch noch nicht selbst gegen Blatter in den Ring gestiegen.

Windtner mit Kongress zufrieden

ÖFB-Präsident Leo Windtner hält die Wiederwahl von UEFA-Chef Michel Platini für völlig gerechtfertigt. "Es ist ihm gelungen, den Transfer von einer Spitzenpersönlichkeit auf dem Spielfeld zum Topfunktionär zu vollziehen", erklärte der Kongress-Gastgeber der APA - Austria Presse Agentur. "Er führt die UEFA erfolgreich und absolut transparent."

Mit dem Kongress zeigte sich Windtner zufrieden. "Es ist alles in einer sehr angenehmen Atmosphäre abgelaufen", meinte der Oberösterreicher. Als positives Signal wertete er die Neubesetzung des UEFA-Exekutivkomitees. "Es sind neue Kräfte hineingekommen, auch aus Ländern kleinerer Größenordnung", sagte Windtner. Solidarität der größeren mit den kleineren Nationen und Clubs sei auch für den österreichischen Fußball wichtig.

Der Schweizer kandidiert für seine fünfte Amtszeit als FIFA-Chef, Platini geht in seine dritte bei der UEFA. Wie lange es Sinn mache, dass ein und dieselbe Person in einer so wichtigen Organisation an der Spitze stehe? "Ich bin nicht für eine Mandatsbegrenzung, aber ich bin für eine Altersbegrenzung", antwortete Platini. "70, das haben wir in der UEFA, und das werde ich respektieren." Blatter ist 79 Jahre alt. In der FIFA spielt das aber weiterhin keine Rolle.