Karel Brückner wirkte nicht nur angeschlagen, er war es. Definitiv. Gedankenverloren saß er am späten Vormittag nach dem 0:2 im Rahmen der Länderspiel-Nachbetrachtung auf dem Podium und kritzelte Kreise und Quadrate auf einen Zettel. Zwar gab er vor, eine Steigerung gegenüber den letzten Spielen des vergangenen Herbstes erkannt zu haben, speziell im Abwehrverhalten, "aber vorne fehlt der Tor-Killer-Instinkt". Dann verteidigte er noch sein System ("4-2-3-1 oder 4-4-2-, beides passt zu uns"), ehe er kurz gereizt reagierte. "Ob ich gegen Rumänien noch Teamchef bin, ist nicht Thema einer Pressekonferenz. Das bespreche ich mit dem ÖFB." Punkt.

Ursachenforschung. Es mag schon stimmen, dass die Vorstellung gegen Schweden nicht ganz so erbärmlich war wie etwa jene beim Heim-2:4 gegen die Türkei. Aber gut war sie noch lange nicht. Bloß woran liegt's?

Psychische Probleme. ÖFB-General Alfred Ludwig etwa ortet psychische Probleme. "Sobald diese Mannschaft in Rückstand gerät, ereilt sie der Zusammenbruch."

Kein Selbstvertrauen. Das ist sicher mit ein Grund, aber gegen Schweden fiel der erste Gegentreffer in Minute 58, und da hatten Ivanschitz & Co. die Arbeit bereits teilweise eingestellt. Denn so richtig forsch am Werk waren sie nur die ersten zehn Minuten. Warum? Andreas Herzog sieht das Manko auch in der Psyche. "Die Burschen glauben zu wenig an sich. Was aber auch kein Wunder ist, wenn man so dasteht, wie wir zur Zeit dastehen. Drei, vier Erfolgserlebnisse am Stück, und schon wäre wieder alles anders. Aber ich gebe zu, ich wiederhole mich und das, was schon frühere Teamchefs oft betont haben. Und wieder einmal steht im kommenden Match die Zukunft unseres Fußballs auf dem Spiel."

Mitläufer. Eines aber sah man auch gegen Schweden deutlich: Es scheint, als wäre es egal, ob die Legionäre Spielpraxis haben (Garics und Ibertsberger etwa) oder wie Ivanschitz und Stranzl keine. Die, die Stammspieler in den Vereinen sind, sind dort nicht die zentralen Figuren, sondern mehr oder weniger Mitläufer. Von ihnen zu erwarten, sie würden dann auf Nationalteamebene Bäume ausreißen oder Berge versetzen, ist eben zu viel.

"Kein Neuer geboren". Was also tun bis zum Spiel gegen Rumänien am 1. April? Co-Trainer Jan Kocian: "Wir werden weiter mit denen arbeiten, die wir haben, denn ein Neuer wird bis dahin nicht geboren. Außerdem glauben wir an die Substanz, die in dieser Mannschaft steckt. Wir Trainer müssen nur schaffen, diese Substanz auch abzurufen."

Spielpraxis nicht entscheidend. Man würde demnach auch an Kapitän Ivanschitz festhalten, denn der Vergleich mit dem von Wilhelmsson schwindlig gespielten Garics hätte gezeigt, "dass Spielpraxis allein kein Allheilmittel ist".