Der DSV Leoben steht am Abgrund und ist kurz vor dem nächsten Schritt. Zu Wochenbeginn hat der Erste-Liga-Klub sämtliche Fußballer frei gegeben, sie dürfen sich neue Arbeitgeber suchen. So will der DSV sparen und den völligen Kollaps verhindern, der ihn aus der österreichischen Fußball-Landkarte radieren würde. Da bekommt auch der berühmteste Sohn des Traditionsklubs Bauchweh: Walter Schachner.

Wenn Sie DSV hören, welches Bild oder Erlebnis kommt Ihnen als erstes in den Sinn?
WALTER SCHACHNER: Kein bestimmtes, ganz viele verschiedene. Ich denke an Spiele in der Gebietsliga. Dass ich Tor um Tor geschossen habe, plötzlich als Donawitzer im Nationalteam stand. Auch dass wir damals in Donawitz mehr Zuschauer als die Wiener Klubs hatten. Das ist ein Super-Verein, ich bin hier groß geworden. Dass man so einen Klub sterben lassen kann?

Sie kennen den Verein und die Personen gut. Seit wann haben Sie Bauchweh beim Gedanken an die Zukunft des DSV?
SCHACHNER: Seit ich das erste Mal von den Rücktrittsgedanken des Hans Linz gehört habe. Er hat jährlich 1,2 Millionen Euro in den Klub gepumpt, aber er hat nie etwas dafür bekommen. Nicht einmal Anerkennung. Ohne ihn wäre der Klub doch schon viel früher tot gewesen. Aber ich bin kein Insider, interessiere mich nur fürs Sportliche. Beim GAK ist es auch hinter meinem Rücken bergab gegangen.

Es geht das Gerücht um, dass beim Finanz-Crash von Hans Linz sehr viele Leute in der Fußballszene Geld verloren haben. Auch Sie. Stimmt das?
SCHACHNER: Wer sagt so etwas? Ich habe seit 1996 investiert und immer gewonnen. Ich habe nicht einen Euro verloren. Mir geht es gut, danke.

Warum ist es eigentlich so schwer, in Leoben und Umgebung Geldgeber für einen Traditionsverein zu finden?
SCHACHNER: Da müssen Sie die Wirtschaft fragen. Für mich ist das unverständlich. Vor allem, weil es ja um keine enormen Summen geht, ich habe von 300.000 Euro fürs Frühjahr gehört. Ich weiß nur eines: Der Edi Lieber (Anm.: derzeit Präsident des DSV) ist ein guter Freund von mir, und er rennt sich die Füße wund, um den Klub zu retten.

Können Sie sich Leoben ohne Fußballklub vorstellen?
SCHACHNER: Was passiert mit dem Nachwuchs, den Jugendspielern? Die Arbeit wird knapp, die wirtschaftliche Situation ist nicht positiv. Wo finden die Jungen Ablenkung, wenn nicht beim Fußball? Dann nehmen sie Drogen oder gehen einbrechen. Dass da die Stadt nicht mehr helfen kann, ist für mich unverständlich. Der Schuss geht nach hinten los.