Friedrich Stickler hat mit seinem Rücktritt Tür und Tor für Spekulationen über seinen Nachfolger geöffnet. Zeichnet sich innerhalb des ÖFB bereits ein Kandidat ab?
GERHARD KAPL: Zuerst muss eine Entscheidung darüber fallen, ob das Amt des ÖFB-Präsidenten weiterhin ehrenamtlich geführt wird, oder nur noch hauptberuflich zu bewerkstelligen ist. Ich persönlich sage: Ein Profi gehört her. Einer, der gute Beziehungen zur Wirtschaft pflegt, Verständnis vom Fußball hat sowie Anerkennung und Akzeptanz genießt.

Das wäre eine strukturelle Änderung. Werden weitere folgen?
KAPL: Es muss sich einiges ändern. Wir werden den derzeitigen Zustand des ÖFB analysieren und im Rahmen einer Zukunftsklausur gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Wir groß ist die Chance, dass sich der ÖFB wirklich erneuert?
KAPL: Das Hauptproblem ist, dass die Öffentlichkeit den ÖFB nach der Leistung der Nationalmannschaft bewertet. Nach dem Sieg über Frankreich war alles himmelhoch jauchzend. Jetzt ist alles negativ. Man vergisst, dass der ÖFB etwa in wirtschaftlichen Belangen gut dasteht. Es ist nicht alles schlecht im ÖFB, auch wenn es Dinge zu verbessern gibt.

Was passiert bis zur außerordentlichen Generalversammlung am 18. Jänner?
KAPL: Die Hauptaufgabe von Kurt Ehrenberger ist es jetzt, eine ordentliche Generalversammlung vorzubereiten, um so den ÖFB wieder in sicherere Gewässer führen zu können.

Sie arbeiten in führenden Kommissionen bei der Fifa und der Uefa. Könnte man gewisse Strukturen beim ÖFB nicht übernehmen?
KAPL: Ehrenamtlichkeit ist dort schon lange kein Thema mehr. Die beiden Verbände werden wie Wirtschaftsunternehmen geführt, klar strukturiert und mit Präsidenten, die ihre Arbeit hauptberuflich ausüben.

Gerhard Kapl als ÖFB-Präsident. Wäre das nichts?
KAPL (schmunzelt): Ich habe meine Aufgabengebiete bei der Fifa, der Uefa sowie beim ÖFB und bin auch noch Präsident des steirischen Fußball-Verbandes. Hier in der Steiermark fühle ich mich wohl, hier bin ich zu Hause.