Jens Martin Knudsen, der Zipfelmützen-Held von 1990, hält ein großes, weißes Kuvert in seinen Händen: "Die Post hat etwas gebracht." Für das heutige WM-Qualifikationsmatch hat er die Original-Zipfelmütze von einer Färöer-Kunstausstellung aus Wien einfliegen lassen und sobald ein Foto-Apparat in der Nähe ist, setzt Knudsen die Mütze auf. Sie ist ein bisserl abgegriffen und hat über dem rechten Ohr ein kleines Loch. "Früher", sagt Knudsen, "hat es viele von diesen Hauben hier zu kaufen gegeben. Jetzt gibt es nur noch gestrickte Schafwollmützen." Die Mütze ist auch heute noch das Symbol des färischen Triumphes, aber was ist mit Torschützen Torkil Nielsen? Er handelt zwar noch immer mit Holz, will aber mit niemandem mehr über Landskrona sprechen.

Teilzeitkicker und Vollprofis. Die Geschichte vom Holzhändler, der Teamchef Josef Hickersberger gefällt hat, ist legendär. Jetzt haben die Färinger sechs Profis im Teams (vier spielen in Dänemark, einer auf Island und Gunnar Nielsen bei Motherwell in Schottland), aber der Großteil ist Teilzeitkicker: Egil a Bo arbeitet beispielsweise in einem Öl-Labor, Frodi Benjaminsen schuftet auf Baustellen, Mikkjal Thomassen ist Polizist, Jakup a Borg Autoverkäufer und Barour Olsen Kindergärtner. Und Jakup Mikkelsen, der Knudsen-Nachfolger im Färöer-Tor, ist wie Verteidiger Bartak Elisasen ein Lehrer.

Herr Mikkelsen, heute (Samstag) haben Sie schulfrei.
Jakup Mikkelsen: Ja, Schule und Fußball lassen sich zum Glück gut vereinbaren.

Was unterrichten sie eigentlich?
Mikkelsen: Englisch, Sport und Dänisch für Kinder zwischen sieben und 16 Jahren. Wir dürften ein anderes Grundschulsystem als ihr in Österreich haben, das bei uns neun Jahre dauert.

Apropos Jahre: In ihren 59 Länderspielen haben Sie 137 Gegentreffer erhalten.
Mikkelsen: Bei mir ist es wie bei jedem anderen Torhüter. Du willst dein Tor 90 Minuten sauber halten und nicht nur 20 oder 30 Minuten und dann hoffen, dass nichts passiert. Das war vielleicht früher so, aber in den letzten 18 Jahren hat sich viel verändert.

Sie meinen Landskrona.
Mikkelsen: Ich habe das Spiel zu Hause gesehen und dann gab es einen großen Karneval. Niemand konnte glauben, was passiert ist. 1990 waren unsere Spieler physisch stark, heute haben wir eine bessere Technik und sind viel schneller. Aber natürlich gibt es noch immer große Unterschied zwischen den Top-Klubs in Europa und uns Färöern.

Tragen Sie auch Zipfelmütze?
Mikkelsen: Knudsen hat viele Jahre damit gespielt, das hat zu ihm gehört. Er ist ein guter Freund und ich habe viel von ihm gelernt. Er ist der Sparringpartner meiner Karriere. Ich habe weder eine Mütze noch ein Maskottchen.

Der Sturm da draußen, ist das hier immer so?
Mikkelsen: Oft. Meistens im Oktober und November. Niemand mag bei so einem Wetter spielen, außerdem kommen weniger Zuschauer. Und die könnten uns helfen . . .