Die Schweiz, so nah und doch so fern. Es gibt viele Dinge, die Eidgenossen und Österreicher einen, aber noch mehr, die sie trennen. Wer vier Wochen im Land jenseits des Arlbergs verbringt, kann seine Wunder erleben. Schon die sprachliche Hürde ist höher als die Eiger Nordwand. Wer kann denn schon beim Lesen der Speisekarte ahnen, dass ein Mistkratzerli ein Hendl ist? Der Matsch sagt der gemeine Schweizer und meint dabei nicht etwa den Gatsch, sondern ein gewöhnliches Fußballspiel. Bei der Euro gab's viele Matsch, auch abseits der Stadien, aber dafür sorgte der Regen. Übrigens ein Problem, dass sich die Eidgenossen selbst eingebrockt haben. Im Frühling hocken sie zu Tausenden vor den Fernsehern und verfolgen gebannt die Übertragung vom "Sechseläuten". In Zürich wird dabei feierlich ein Watteschneemann, der Böögg, verbrannt, dessen Kopf mit Feuerwerkskörpern gefüllt ist. Je schneller der Kopf explodiert, desto schöner wird im Sommer das Wetter. Der Rekord liegt bei knapp fünf Minute. In diesem Jahr war es ein Fiasko: Es dauerte 26 Minuten.

Unterschiede. Äußerlich ist der Schweizer freilich nicht vom Österreicher zu unterscheiden. Der Großteil jedenfalls. Denn irgendwo, in den unendlichen Weiten der Eidgenossenschaft muss es auch Schweizer mit drei Armen geben: Die Bratwurst wird in der Schweiz nämlich folgendermaßen serviert: Das Würstl steckt in einem Papier-Kondom, in einem eigenen Schüsserl folgt der Senf und dazu gibt es noch ein Stück Brot. Pappteller? Fehlanzeige. Selbst nach vier Wochen war es unmöglich eine Wurst unfallfrei zu essen.

Bräuche. Und dann die Bräuche in diesem Land. Hornussen etwa, jene Mischung aus Cricket, Minigolf, Baseball und was weiß ich noch alles. Ganz zu schweigen von Schwingen. Muskelbepackte Hünen in XXL-Windeln wälzen sich dabei in Sägespäne. Wenn man sich endlich an die Schrullen der Schweizer gewöhnt hat, gibt's die größte Watsch'n. Ein Anschlag auf den österreichischen Gaumen. Alles ist perfekt vorbereitet für das Abschiedsessen mit den neu gewonnenen Schweizer Freunden. Der Menüplan steht - Wienerschnitzel mit Erbsenreis. Die Kalbsschnitzel kosten soviel wie in Österreich das ganze Kalb. Kaum erholt, der nächste, viel größere Schreck. Es gibt keine Semmelbrösel, nur eine schweizerische Panademischung. Das Schnitzel sieht zwar aus wie ein "Wiener" schmeckt aber nicht so. Schließlich wird ja aus einem Gouda auch kein Emmentaler nur weil man Löcher reinbohrt.

Vorurteil. Nach vier Wochen wird die Sehnsucht nach herzhaft lachenden Menschen immer größer. Böse Zungen behaupten, der Schweizer ginge zum Lachen in den Keller. Ein Vorurteil, das absolut nicht stimmt. Ein Lokalaugenschein im Keller brachte den eindeutigen Beweis: Kein lachender Eidgenosse weit und breit.