Da sitzt man nichts ahnend zu Mittag im Gastgarten eines Wiener Wirtshauses, stärkt sich für den langen Fußballabend, und wer kommt rein zufällig vorbei, gesellt sich dazu und trinkt einen kleinen Radler? Otto Baric. Eine Gelegenheit, den ehemaligen Meistermacher zur (Fußball-)Lage der Nation zu befragen, die man sich klarerweise nicht entgehen lässt.

Herr Baric, wer wird denn Europameister?
OTTO BARIC: So wie sie sich bisher präsentiert haben, würde ich es den Russen wünschen.

Und warum spielt Österreich nicht mehr mit?
BARIC: Weil Fehler passiert sind. Nicht nur während der Euro selbst, sondern schon vorher.

Das schreit nun aber nach einer genaueren Erklärung.
BARIC: Schauen Sie, ich hätte auf keinen Fall noch einen weiteren Innenverteidiger in den Kader genommen, sondern noch einen Stürmer. Janko oder Maierhofer, wobei ich eher den Maierhofer genommen hätte. Aber das ist Geschmacks-sache.

Und die Fehler, die während des Turniers passiert sind?
BARIC: Dieser Roland Linz hätte im zweiten Spiel, im Spiel gegen Polen, nicht mehr beginnen dürfen. Und Vastic hätte in den ersten beiden Spielen jeweils in der 46. Minute eingewechselt werden müssen. Und im entscheidenden gegen die Deutschen hätte unbedingt beginnen. Bis die Luft weg gewesen wäre, aber 60 Minuten hätte er sicher durchgehalten. Dass Ivanschitz zuletzt keine Form hatte, war leider sehr klar zu sehen.

Jetzt sucht man in Österreich nach einem Teamchef. Wer wäre für Sie der ideale Kandidat?
BARIC: Internationale Kandidaten gibt es viele. Auch viele, die die Qualitäten hätten und zu haben wären. Aber ich bin für eine österreichische Lösung und die heißt Didi Constantini. Er und Andreas Herzog, das wäre meiner Ansicht nach das ideale Gespann.

Und warum wären Sie nicht der ideale Kandidat?
BARIC: Natürlich könnte ich es noch machen, aber ich bin zu alt. Obwohl ich mich frage, warum große Dirigenten großer Orchester auch 73 sein dürfen. Wenn einer wie ich ein Team hat, mit Fitnesstrainer und allem, dann wäre das ganze kein Problem. Die richtigen Gespräche zu führen und eine Taktik zu erstellen, das ist keine Frage des Alters.