Niederlande gegen Russland, das heutige Viertelfinale in Basel steht ganz unter dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung. Auf der einen Seite die Oranjes, mit einem schier unerschöpflichen Offensiv-Reservoir, auf der anderen Seite die Sbornaja mit ihrem "Diego Maradona". Nein, der kleine Argentinier hat nicht Busenfreund Fidel Castro den Rücken gekehrt und sich Dmitri Medwedew, Russlands neuem starken Mann, an den Hals geworfen, um ein Comeback auf der Fußballbühne zu feiern. Russlands Diego heißt Andrej - Andrej Arschawin.

In Rage geraten. Im letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Andorra geriet der nur 1,72 große Stürmer derart in Rage, dass er vom Platz flog und für zwei Pflichtspiele gesperrt wurde. Die musste er in der Vorrunde gegen Spanien und Griechenland absitzen. Russlands Teamchef Guus Hiddink nahm ihn trotz der Sperre mit zur EM. Spätestens seit seiner Gala gegen Schweden wissen wir warum. Der aschblonde Angreifer ließ die in die Jahre gekommenen "Wikinger" noch älter aussehen. Der Spielmacher von Uefa-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg machte das Spiel und erzielte auch noch ein Tor.

Arschawin war zurück. Und damit hatte die Euro schlagartig einen neuen Star. Einen Star, der zwar auf den ersten Blick aussieht wie die Unschuld vom Lande, davon aber meilenweit entfernt ist. Im Gegenteil, Arschawin ist ein Schlitzohr und extravagant ist er obendrein. Die Schule des Fußballs war nicht die einzige, die er besuchte, der 27-Jährige hat auch das Studium als Modedesigner erfolgreich abgeschlossen. Eine erste Arschawin-Kollektion ist bereits auf dem russischen Markt und wird sich bei wachsendem Marktwert seines Schöpfers noch besser verkaufen lassen, je imposanter die Markenzeichen sind, die der Russe bei der EM noch setzen kann.

Unmögliche Tore. Und dass er die setzen wird, davon sind alle überzeugt, auch sein holländischer Trainer. "Er kann aus nichts etwas machen, er kann unmögliche Tore aus unmöglichen Winkeln erzielen." Ob er die auch weiterhin für Zenit schießt, ist noch offen, denn das Buhlen um den kickenden Designer hat längst begonnen. Arsenal will ihn, Manchester City ebenfalls. Hinweis: Unter 25 Millionen Euro Ablöse geht gar nichts. Aber wer weiß, vielleicht will ja Arschawin gar nicht weg. 2,5 Millionen Euro verdient er auch in St. Petersburg pro Jahr.

Politisch mit Putin verankert. Und er hat nie öffentlich auf einen Abschied gedrängt. Insider wundert das nicht, Arschawin gilt als bodenständig und kann auch Tiefschläge wegstecken. Vor der WM 2002 debütierte er im Test gegen Weißrussland. Im endgültigen Kader fehlte er aber. Wie verwurzelt er mit Zenit ist, zeigt die Zeit. Seit dem Jahr 2000 spielt er jetzt schon für den Klub und ist politisch in der Putin-Partei "Einiges Russland" verankert. Mit einem Sieg heute gegen Holland würden seine Chancen auf eine politische Karriere schlagartig steigen.