Die deutsche Nationalmannschaft, sie bleibt ein Rätsel. Kaum tritt ein großes Turnier in seine entscheidende Phase, ist sie da. Auch auffallend: Immer wenn sich im eigenen Land die Vorfreude auf ein Turnier in Grenzen hielt, war die Freude danach meist umso größer. Das war vor der Euro nicht anders. Zwei Gegentore im Test gegen Weißrussland und schlagartig war das Sommermärchen 2006 vergessen. "Das wird nichts bei der EM", meinten die Kritiker und sind prompt verstummt. Verstummt, wie damals bei der WM 1974. Zwei Jahre davor hatte sich Deutschland zum Europameister gekrönt und prompt erwachte die Angst, der Schlendrian könnte einkehren. Deutschland wurde Weltmeister. Oder die EM 1980: Jupp Derwall hatte das Nationalteam übernommen, das Vertrauen in ihn war aber endenwollend. Deutschland wurde Europameister.

Ein Aufschrei. Nächste Seite im Geschichtebuch: Das Trainingslager für die WM 1982 am idyllischen Schluchsee wurde zum Fiasko. Gruppenbildung, Streit, Neid, der Aufschrei war riesengroß - und wieder einmal verfrüht. Deutschland unterlag erst im Finale Italien. Die WM 1986 in Mexiko. Mit Franz Beckenbauer übernahm ein lizenzloser Trainer das Ruder. Selbst der "Kaiser" hatte keine Vorschuss-Lorbeeren. Ob das gut geht? Deutschland erreichte zum fünften Mal ein WM-Finale. Vier Jahre später, die WM 1990 in Italien. Noch immer war Beckenbauer am Ruder und bekam von Paul Breitner eine öffentliche Breitseite verpasst: "Franz verhindert guten Fußball." Deutschland wurde Weltmeister.

Nur Durchschnitt? Die EM 1996. Selbst Optimisten setzten keinen Cent auf die Durchschnittskicker unter Berti Vogts. Ein "Golden Goal" von Oliver Bierhoff machte Deutschland zum Europameister. Das Jahr 2006. 100 Tage vor der WM ein 1:4-Debakel gegen Italien, Teamchef Jürgen Klinsmann wurde angefeindet. Der Rest ist Geschichte und kein Märchen. Am Ende haben die Deutschen eben immer Schwein(i).