Sie kommen vom Balkan, kennen auch das kroatische Team. Ihre Einschätzung nach der Vorrunde?
Ivica Osim: Die Mannschaft hat eine gute Chance, weit zu kommen. Das funktioniert nur, wenn die Ambitionen der Teamleitung nicht größer sind als die Möglichkeiten.

Heißt das, Slaven Bilic & Co. verlangen von den Kickern zu viel?
Ivica Osim: Schauen Sie, die Spieler müssen das ausführen, was die Führung verlangt. Stars allein reichen aber nicht, um Erfolg zu haben. Viele Mannschaften haben sehr gute Leute. Der kroatischen Führung fehlt aber die Erfahrung und der Respekt vor den Gegnern.

Meinen Sie damit Nationaltrainer Bilic?
Ivica Osim: Ich nenne keine Namen, man muss nur alles genau beobachten.

Am auffälligsten agierten in der Vorrunde die Niederländer. Sind sie auch für Sie der EM-Favorit?
Ivica Osim: Nein, über die Holländer kann ich noch nicht viel sagen. Erst wenn sie einmal auf eine diszipliniert und schnell spielende Mannschaft treffen, die auch noch eine große Laufbereitschaft an den Tag legt.

Italien und Frankreich gehören doch zu diesen. Trotzdem hatten sie keine Chance gegen die Niederlande. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Ivica Osim: Ja, eine ganz einfache. Die Holländer hatten mehr Ideen auf dem Platz. Ihre Kreativität unterscheidet sie von den anderen.

Man sieht, der Fußball hat Sie wieder. Bleiben Sie länger in Österreich?
Ivica Osim: Noch mehrere Wochen, bis meine Reha abgeschlossen ist. Danach geht es zurück nach Japan. Dort muss ich noch einen Vertrag erfüllen.

Kehren Sie wieder auf die Trainerbank zurück:
Ivica Osim: Wenn die Ärzte es erlauben, ja. Eines werde ich nicht - auf der Bank sterben.