Italiener jubeln schön, wie viele andere Nationen auch. Aber niemand kann schöner leiden als Italiener. Und wer leidende "Azzurri" sehen will, tut sich derzeit nicht schwer, man braucht deswegen nicht einen Abstecher an die Adria zu planen. Es reicht der Besuch eines italienischen Restaurants. Von denen gibt es etwa in Zürich viele. Und ein kurzer Abstecher auf eine Pizza, kann schnell zu einem Therapiegespräch, wenn man das Thema Fußball aufs Tapet bringt, ausarten.

Angst vor Holland. Man klagt einem Österreicher gerne sein Leid, schließlich, so denkt der italienische Fußball-Fan, muss sich der ja auskennen mit bitteren Fußball-Pillen. Und so hört man sich die Ängste des Kellners also an. Franco heißt er, 26 Jahre ist er, seine Eltern stammen aus Viareggio, er selbst ist in der Schweiz geboren und sein Herz schlägt für den FC Zürich. Aber was die "Squadra Azzurra" betrifft, da ist er ein bekennender, ein leidenschaftlicher Tifosi. Jetzt ist die Leidenschaft der Angst gewichen. Angst, dass seine Italiener am Dienstag im Vorrunden-Finale gegen Frankreich versagen könnten? Mitnichten.

Verschwörung. Franco und wie er, wohl fast alle Italiener, haben Angst vor Holland. Dabei spielen die gar am Dienstag gegen Rumänien - aber genau das ist das Problem der Italiener und auch der Franzosen. Derzeit eint die beiden diese Angst - die Angst vor einer holländischen Verschwörung. Nur die Rumänen haben es mit einem Sieg aus eigener Kraft in der Hand das Viertelfinale zu erreichen. Holland bräuchte Rumänien nur gewinnen zu lassen, denn die "Oranjes" könnten sich so ihren möglichen Gegner für das Halbfinale aussuchen. Schießt die Truppe von Marco van Basten Rumänien aber aus dem Stadion und gibt's bei Italien gegen Frankreich einen Sieger, ja dann würde der ins Viertelfinale einziehen und möglicherweise im Halbfinale erneut auf die Niederländer treffen.

Ohne Gegenwehr. Klingt abstrus, ist es wohl auch, aber genau dieses Szenario raubt Franco und Kollegen derzeit den Schlaf. Frankreichs Tormann Gregory Coupet versuchte deshalb auch seine Landsleute und gleichzeitig auch die Italiener zu beruhigen. "Ich glaube nicht, dass die Holländer das Spiel ohne Gegenwehr verlieren werden. Mit dem Publikum, das sie hinter sich haben, können sie sich das kaum leisten."

tollhaus. Und recht hat er, denn wer einmal das orange Tollhaus in Bern erlebt hat, der weiß, diesen Fans vermasselt man die Party nicht. Und so glaubt, oder hofft auch Italiens Teamchef Roberto Donadoni auf eine "korrekt spielende Oranje-Elf." Im italienischen Blätterwald rauscht's trotzdem seit Tagen. Keiner leidet eben so schön wie die Italiener. . .