Zum Heulen" titelte der Zürcher "Blick", der Eidgenossen Boulevard-Zentralorgan, am gestrigen Sonntag. Und wie dem "Blick" ging es tausenden Schweizern. Katerstimmung war nach dem 0:1 gegen Tschechien angesagt, dabei schien erstmals seit langem wieder die Sonne in der Schweiz.

Niederschmetternd. Aber wie soll man auch in Stimmung kommen, wenn einem von allen Titelblättern der weinende EM-Pechvogel Alex Frei entgegenheult. Teilabriss des Innenbandes im linken Knie und sechs Wochen Pause lautete die niederschmetternde Diagnose. Die "Sonntagszeitung" brachte die derzeitige Stimmungslage im Land auf den Punkt: "Die ganze Schweiz weint mit Frei." Der Euro-Auftakt, er war für die Schweizer wahrlich ein Desaster. Frei nach dem Motto: Hat man kein Glück, kommt auch noch Pech dazu. Ausfall des Kapitäns, die Latte getroffen und auch ein, allerdings umstrittener, Handelfmeter blieb Köbi Kuhns Mannen verwehrt.

Schiri als Buhmann. Und so war der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti für viele Schweizer der Buhmann. "Nie mehr Pizza beim Italiener", fluchte einer auf der Heimfahrt vom Spiel. Und seine Kameraden gaben ihm recht. Gemeinsam überlegte man sich Boykottmaßnahmen: "Den Italien-Urlaub stornieren, dem italienischen Arbeitskollegen die Meinung sagen, den Zaun zum italienischen Nachbarn höher machen." Sie war durchaus kreativ, die bierlaunige Truppe.

EM noch nicht vorbei. Trotz aller Trauer: Die 0:1-Auftaktpleite gegen Tschechien hat auch den Kampfgeist der Schweizer entfacht. "Wir lassen uns die Party nicht verderben" oder "Jetzt putzen wir die Türken" lauteten die Aufrufe in den Zeitungen. Ja, selbst Alex Frei bleibt als Mutmacher beim Team. Und auch Köbi Kuhn wollte nach der Niederlage vom Aufgeben nichts wissen: "Das Spiel ist vorbei, die Euro noch nicht."

Chefankläger. Für einen Österreicher könnte die Euro übrigens nach der Vorrunde erst so richtig beginnen. Gerhard Kapl, der noch bis morgen, Dienstag, auf Kurzbesuch bei den Schiedsrichtern in der Schweiz weilt, würde bei einem Scheitern Österreichs nach der Vorrunde als Uefa-Chefankläger in Zürich tätig werden. "So lange Österreich noch im Turnier ist, ist das nicht möglich, weil ich befangen bin", erklärt Kapl.