Herr Landeshauptmann, man hat den Eindruck, dass die Politik im Fußball inzwischen eine Art Spielmacherrolle übernommen hat, die schon zu viel des Guten ist?
JÖRG HAIDER: Dazu muss man voraus schicken, dass gerade in der Kärntner Politik der Neid regiert. Meine Mitbewerber sind auf alles neidisch, was ich bewege. Und im Fußball habe ich nun einmal viel bewegt. Seinerzeit schon mit dem FC Kärnten. Wir haben die EM ins Land geholt. Dann die Geschichte mit Pasching. Damit habe ich die Strategiepläne mancher natürlich ordentlich durcheinander gebracht.

Auf welche Strategie wollen Sie damit anspielen?
HAIDER: Man wollte für die Zeit nach der Europameisterschaft auf die Masche "Das Stadion ist leer" setzen und das im Wahlkampf dem Landeshauptmann an den Kopf werfen. Dabei habe ich nie jemanden ausgeschlossen und nehme mich immer wieder auch ganz bewusst zurück. Es ist ja schließlich nicht Aufgabe des Landeshauptmannes, Sportfunktionär zu spielen.

Es steht aber auch nicht jeder Landeshauptmann auf dem Fußballfeld und jubelt mit Trainer und Mannschaft.
HAIDER: Ich bin eben ein Sportler Und ich bin im Sport mit viel Begeisterung dabei. Nicht nur beim Fußball.

Apropos Pasching. Für wie vertretbar halten Sie eine solche Trickserei, sich einfach von irgendwo her einen anderen Verein zu kaufen, um zurück in die Bundesliga zu kommen?
HAIDER: Es musste eine Lösung geben, damit das Klagenfurter Stadion nach der EM nicht leer steht. Und die Öffentlichkeit hat diese Lösung mitgetragen, den Leuten taugt das ja.

Deshalb wird der Fußball im Vergleich zu allen anderen Sportarten mit Geld zugeschüttet, wie man so schön sagt?
HAIDER: Die Sportförderung wurde über viele Jahre sehr stiefmütterlich behandelt. Das haben wir aufgebrochen, wir haben für den Sport als Ganzes viel gemacht. Wir haben Landesgeld für den Schi-Weltcup zur Verfügung gestellt, wir haben ins Eishallenprogramm viel investiert, in die Eishockeyvereine und auch in anderen Bereichen schnell geholfen, wenn es notwendig war.

Aber warum wehren sich die anderen Fraktionen dann mit Händen und Füßen gegen die geplante Fußballförderung?
HAIDER: Das dürfen Sie nicht mich fragen. Noch dazu kommen diese Richtlinien nicht von mir, sie sind das Produkt der ÖVP. Dann haben wir gemeinsam beschlossen, im Rahmen der Euro ausschließlich den Fußball in besonderem Maß zu fördern.

Aber neun Millionen Euro sind eben unverschämt viel Geld?
HAIDER: Ja und nein. Denn dieser Fußballschwerpunkt entlastet das Sportbudget des Landes und dadurch bekommen alle anderen Sportarten mehr Luft.

Und Sie meinen, das versteht der Steuerzahler?
HAIDER: Die neun Millionen Euro dürfen nicht für Spielergehälter oder teure Legionärseinkäufe verwendet werden. Sie sind zweckgebunden für Infrastruktur, für den Schulsport, für den Nachwuchs.

Trotzdem bekommen in Österreich zu viele Fußballer unverhältnismäßig viel Geld?
HAIDER: Das stimmt schon. Weil hier eine ganz entscheidende Todsünde passiert ist. Der österreichische Fußball ist bis hinunter zum kleinsten Verein kommerzialisiert worden. Wenn ein Nachwuchsspieler von St. Andrä nach Wolfsberg wechselt, redet man dem Burschen bereits ein, dass er dafür schon einen Manager braucht. Und der hält sofort die Hand auf.