Jürgen Säumel kann dem Kampf um einen Platz im definitiven 23-Mann-EM-Kader des österreichischen Fußball-Nationalteams relativ gelassen entgegensehen. Der Steirer zählt nach den jüngsten Länderspielen gegen Deutschland und die Niederlande zum Stamminventar der ÖFB-Auswahl, und das noch dazu auf einer Position, auf der Teamchef Josef Hickersberger keine große Auswahl hat - im zentralen defensiven Mittelfeld.

Varianten. "Ich merke, dass mein Stellenwert nach den letzten zwei Partien gestiegen ist, aber man muss immer aufpassen. Vor zwei Jahren hätte in Deutschland auch niemand geglaubt, dass Kuranyi nicht im WM-Kader ist", sagte Säumel im ÖFB-Trainingscamp auf Sardinien. Dennoch steht derzeit neben dem 23-Jährigen nur Rene Aufhauser als zweiter klassischer "Sechser" im Aufgebot. Als Alternative kämen noch Martin Stranzl, der allerdings schon seit Jahren nicht mehr im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat, und György Garics, der wiederum als Rechtsverteidiger gebraucht wird, infrage. Varianten mit Christoph Leitgeb oder Christian Fuchs wären wohl nur Notlösungen.

"Problemzone". Von einer "Problemzone" auf seiner Position will Säumel aber nichts wissen. "Es hat ja in den letzten Jahren schon viele Problemzonen gegeben, einmal im Sturm, dann im Tor", meinte der neunfache Internationale, gab aber auch zu: "In der Bundesliga gibt es nicht viele Österreicher, die auf dieser Position spielen." Säumel ist sich der Bedeutung eines zentralen Mittelfeldspielers bewusst. "Er steht im Mittelpunkt, sollte die Innenverteidiger entlasten, aber auch in den Angriff mitgehen und als Schaltzentrale fungieren", erklärte der Steirer. "Aber ich sehe mich eigentlich nicht als klassischen 'Sechser', sondern als Mittelding zwischen 'Sechser' und 'Achter', denn ich gehe schon gern weiter nach vorne mit."

Verletzung. Dass Säumel diese Rolle zuletzt bei Sturm Graz dermaßen stark ausfüllte, war noch vor etwas mehr als einem Jahr nicht absehbar, hatte der Steirer doch seit Jahresbeginn 2006 mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung zu kämpfen, die aus einem Beckenschiefstand resultierte. An ein Karriereende dachte Säumel, der zweite U19-EM-Bronzene von 2003 im ÖFB-Großkader neben Roman Kienast, aber nie. "Auch wenn ich mir in den schlimmsten Phasen, als niemand gewusst hat, woran es liegt, schon Gedanken gemacht habe."

Transfer. Säumel, der bereits vor dieser Verletzung im August 2005 in Graz beim 2:2 gegen Schottland (das bisher letzte Länderspiel von Ivica Vastic) im ÖFB-Team debütierte, schaffte jedoch ein Comeback und leistete in der vergangenen Saison als Kapitän einen wesentlichen Beitrag zum starken Abschneiden von Sturm Graz, was ihn für ausländische Clubs interessant machte. Mit "drei, vier deutschen Vereinen" steht der Steirer, dessen Vertrag bei Sturm ausgelaufen ist, nach eigenen Angaben in Kontakt. Einer davon ist der Bundesliga-Aufsteiger Borussia Mönchengladbach, mit dessen Trainer Jos Luhukay er sich bereits vor Ort unterhielt. Ein Auslands-Transfer ist für den von Jürgen Werner gemanagten Säumel nach neun Jahren bei Sturm beschlossene Sache, wohin genau sein Weg führen wird, ist noch offen. "Ich will mir das gut überlegen und setze mich nicht unter Druck. Ich treffe meine Entscheidung, wenn ich mir hundertprozentig sicher bin, unabhängig vom Zeitpunkt der EM."