Eine Autogrammstunde dort, ein Sponsortermin da, noch schnell ein Interview und das alles neben den Trainingseinheiten. Inwieweit hat sich das Leben eines Fußballers in den vergangenen Jahren verändert?
Rene Aufhauser: Die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit bei Red Bull ist sicher größer als bei anderen Vereinen. In den letzten Jahren hat sich das Rundherum aber überall enorm entwickelt. Das Training dürfen solche Termine allerdings nicht beeinflussen, tun sie auch nicht. Aber der Aufwand ist sicher größer geworden.

Die hohen Gagen sind also gerechtfertigt?
Rene Aufhauser & Christoph Leitgeb: (beide schmunzelnd): Mehr als gerechtfertigt.

Hand aufs Herz. Ein Fußballer geht zu jenem Arbeitgeber, der am meisten zahlt.
Rene Aufhauser: Jein. Wenn die Perspektiven oder die eigenen Vorstellungen nicht mit jenen des Vereins übereinstimmen, hilft das ganze Geld auch nichts. Geld alleine macht nicht glücklich.

Wie viel Sportler steckt eigentlich noch in einem Fußballer?
Christoph Leitgeb: Das muss jeder für sich entscheiden. Ich mag öffentliche Termine überhaupt nicht, sondern konzentriere mich lieber rein auf den Fußball.

Ich nehme den Pass an. Wohin entwickelt sich der Fußball in den kommenden Jahren?
Christoph Leitgeb: Das Tempo wird stetig höher, die Technik entwickelt sich rasant weiter.
Rene Aufhauser: Wenn du wirklich auf hohem internationalen Niveau spielen willst, sind körperliche Fitness und taktische Perfektion Grundvoraussetzung. Partien werden aber oft von Spielern entschieden, die von Gott mit der nötigen Kreativität ausgestattet wurden.

Salzburg hat einige Kreativposten im Kader. Der Meistertitel ist somit eine Pflichtübung.
Christoph Leitgeb: Meister müssen wir werden.
Rene Aufhauser: Ja, daran führt kein Weg vorbei.

Was passiert, wenn der Titel nicht nach Salzburg geht?
Rene Aufhauser: Dann war es ein Katastrophenjahr.
Christoph Leitgeb: Wir werden Meister und Sturm wird Zweiter.

Denken Sie ein bisschen an eine Rückkehr?
Christoph Leitgeb: Nicht wirklich. Mich interessiert eher ein Auslandsengagement. Ich hab’ aber noch einen Vertrag bis 2010.

Bis dahin sollte es doch mit dem Einzug in die Champions League klappen.
Christoph Leitgeb: Mit ein bisschen mehr Glück ist alles drinnen.
Rene Aufhauser: Die Grundvoraussetzungen dafür sind geschaffen worden. Red Bull nimmt für österreichische Verhältnisse sehr viel Geld in die Hand, international gesehen sind wir aber ein kleiner Fisch. Das darf man nicht außer Acht lassen.

Dennoch: Red Bull hat viel investiert, bei mäßigem Erfolg.
Rene Aufhauser: Ja, das ist so. Erfolg kann man nicht kaufen, das dauert einfach noch.

Wie hoch ist der Anteil des Trainers an Erfolgen oder an den Misserfolgen?
Rene Aufhauser: Er hat den gleichen Anteil wie die Mannschaft. Ein Trainer gibt die Taktik und die Aufstellung vor, die Spieler haben dies zu erfüllen.

Was sind die Vor- bzw. Nachteile einer Multi-Kulti-Truppe, wie sie Salzburg ist?
Christoph Leitgeb: Ich kann noch sehr viel lernen von den älteren Spieler wie Kovac oder Aufhauser.
Rene Aufhauser: Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Bei Spielern aus so vielen verschiedenen Ländern gibt es natürlich sprachliche Probleme. Die sind aber nicht ganz so schlimm.

Thema ÖFB-Team. War die gute Leistung gegen Deutschland ein einmaliges Erlebnis?
Christoph Leitgeb: Spielen wir so wie in der ersten Hälfte, kommen wir sicher ins EM-Viertelfinale.
Rene Aufhauser: Die Entwicklung der Mannschaft passt. Trotz schlechter Spiele und schlechten Phasen, die wir gehabt hatten, machen wir Fortschritte. Das konnte man gegen die Deutschen gut sehen. In der zweiten Hälfte ist uns dann etwas die Luft ausgegangen.
Christoph Leitgeb: Wir hatten Chancen für fünf Spiele. Aber egal. Das Glück, das uns diesmal fehlte, werden wir bei der Euro haben.

Warum werdet ihr bei der Euro dabei sein?
Rene Aufhauser: (schmunzelt): Im Juni hab’ ich Hausverbot, da lässt mich meine Frau daheim nicht wohnen.
Christoph Leitgeb: Ich werde mich dem Teamchef mit meinen Leistungen aufdrängen. Dann kann er an mir nicht vorbei.

Sind wir in Österreich in Sachen Fußball noch immer ein Entwicklungsland?
Rene Aufhauser: Wir hinken großteils noch immer weit hinterher. Es wurde bei der Jugendarbeit viel weitergebracht, das ist positiv. Aber trotzdem haben wir noch enormen Aufholbedarf. Es gibt Ausnahmen wie etwa Sturm. Einige Spieler haben dort den Sprung in die erste Mannschaft geschafft und ich bin mir sicher, dass der eine oder andere Prödl noch ins Ausland folgen wird.

Auf die Jugend wurde aber nur aufgrund fehlender finanzieller Mittel gesetzt.
Rene Aufhauser: Ja, und genau hier muss ein Umdenken bei allen Verantwortlichen in Österreich stattfinden. Sturm sollte ein Vorbild für alle anderen Vereine sein.

Stichwort Sturm. Spielt ein bisschen Wehmut mit, wenn die Ex-Kollegen vor solch einer Heimkulisse groß aufspielen?
Christoph Leitgeb: Mir taugt’s, dass Sturm derzeit Erster ist. Aber im April sind wir Erster und Sturm Zweiter und somit im Uefa-Cup. Seit ich weg bin, ist Sturm so richtig erfolgreich (lacht). Die Stimmung ist einfach gewaltig.

Rene, wie beurteilen Sie eigentlich die Entwicklung bei ihrem Ex-Klub GAK?
Rene Aufhauser: Es tut schon weh, dies sehen zu müssen. Vor allem wegen einiger Leute, die nur für den GAK gelebt haben. Traurig. Ich selbst bin gelegt worden und habe viel Geld verloren.

Zum Abschluss. Was könnt ihr von einander noch lernen?
Christoph Leitgeb: Was kann ich vom Rene noch lernen? Hmm . . . taktisches Verhalten und das Kopfballspiel. Rene Aufhauser: Die Leichtfüßigkeit, aber das werde ich mit meinem Alter nicht mehr lernen. Der Zug ist abgefahren.

Salzburg wird also Meister. Aber wer steigt ab?
Christoph Leitgeb: Kapfenberg soll aufsteigen. Rene Aufhauser: Sorry, aber wir müssen jetzt gehen. Wir haben einen Termin bei Audi . . .