Sie gönnen sich gerade einige Tage abseits des Fußballs. Doch selbst im Schi-Urlaub lässt Sie der Kick nicht los. Haben Sie eine Erklärung für die alles beherrschende Stellung des runden Leders in der Welt des Sports?
Matthäus: Ganz einfach - es wird überall ausgeübt, man braucht nur einen Ball dafür. Dazu kann man selbst im kleinsten Ort Asiens Live-Übertragungen der europäischen Ligen sehen, jedes Kind eifert seinem Star nach, will auch so viel Geld verdienen.

Apropos Geld. Ist da beim Fußball der Plafond erreicht?
Matthäus: Im Gegenteil. Nach oben ist noch genügend Luft für TV-Gelder, Sponsoren aus der Wirtschaft und Privatinvestoren. Wenn jetzt die Deutsche Bundesliga jenen Paragraphen kippt, der besagt, dass die Eigentumsmehrheit beim Klub liegen muss, ergießt sich ein wahnsinniger Geldstrom über die Liga. Reiche Ausländer stehen mit hunderten Millionen Euro ante portas. Dann müssen auch die heute reichen Vereine Europas nochmals nachlegen. Und glauben Sie mir, sie werden es tun.

Ist das nicht der Tod für kleine Länder wie Österreich?
Matthäus: Ja und Nein. Ja, wenn ihr glaubt, ihr könnt euch dauerhaft in der Champions League halten. Nein, weil auch österreichischen Klubs immer wieder einmal Großes gelingen kann. Österreich hat Potential. Doch statt dieses intelligent auf zu bauen, stehen bei euch Privatinteressen im Vordergrund. Wenn das passiert, hast du im Fußball schon verloren.

Heißt das, es arbeiten in Österreich die falschen Leute an den falschen Positionen?
Matthäus: Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland. Sonst könnte es nicht sein, dass in beiden Ländern Traditionsklubs von der Bildfläche verschwunden sind. Während bei uns Dinge angesprochen werden, lügt ihr euch selbst in die Tasche und weint, statt einmal den Finger in die Wunde zu legen und etwas zu ändern.

Gilt das auch für Salzburg?
Matthäus: Nein, da werden Fehler angesprochen und korrigiert. Daher holen sie auch in dieser Saison wieder den Titel, werden es auch international schaffen.

Die Euro steht vor der Tür. Ihre Meinung über Österreich und Deutschland?
Matthäus: Deutschland zählt zu den Favoriten, kann erstmals seit 1996 wieder den Titel holen. Topfavorit sind sie aber nicht. Dazu fehlen ihnen die Einzelspieler. Alles andere als ein Aus für Österreich in der Vorrunde wäre ein positives Wunder.

Bayern München verpflichtete Jürgen Klinsmann als Trainer. Eine gute Entscheidung?
Matthäus: Zumindest eine spannende. Bisher traf ich in München noch nicht viele Menschen, die die Entscheidung gut finden. Jürgen hat noch kein Team trainiert, auch nicht Deutschland 2006. Da waren die Millionen Fans der Trainer.

Wann werden wir Lothar Matthäus wieder als Trainer sehen?
Matthäus: Mein Vertrag in Salzburg läuft noch bis Sommer. Ab Juli bin ich im Einsatz. Auch wenn ich es gerne im deutschsprachigen Raum wäre, so wird es doch ein Land werden, wo ich einen Dolmetscher brauche.