Gut geschlafen hat er nicht. Und das, obwohl ihn Tags zuvor das E-Mail erreicht hatte, wonach er bei der Euro '08 einer der zwölf Auserwählten sein würde. "Aber nicht dass Sie jetzt glauben, ich hätt' zur Feier des Tages so viel getrunken, dass mir danach so schwindlig war und ich mich deswegen im Bett herum gewälzt hab'. Nein, mir tat schlicht die Schulter sehr weh."

Beleidigte Bänder. Eine unliebsame Erinnerung an den jüngsten Kurzurlaub, als Konrad Plautz beim Beachvolleyball offenbar ein wenig zu heftig auf die Kugel drosch. "Jetzt sind die Band'ln beleidigt, aber sonst geht's mir gut."

Nicht alles dreht sich um Fußball. Kein Wunder, schließlich wird man nicht alle Tage zum Euro-Schiri berufen. Und wenn sein Handy läutet, weil wieder einer gratulieren will, dann läutet es nicht, dann erklingt es. Und zwar mit der Melodie der Champions-League-Fanfare. "Die mag ich ganz einfach", sagt der "Tausendsassa" (Eigendefinition Plautz), in dessen Leben sich wahrlich nicht alles um den Fußball dreht, aber doch recht viel.

UEFA 1. Was man allein schon dem Kennzeichen des seit 16. Oktober 43-jährigen Tirolers mit dem unverkennbaren Akzent ablesen kann - UEFA 1.

Herr Plautz, verraten Sie mir bitte eines: Warum wird man Schiedsrichter?
KONRAD PLAUTZ: Vielleicht deshalb, weil man zu Hause nichts oder kaum etwas zu melden hat? Oder weil man selbst gerne Fußballer geworden wäre, aber einfach zu schlecht war?

Haben Sie nichts zu melden zu Hause?
PLAUTZ: Ich bin kinderloser Single.

Warum also dann?
PLAUTZ: Mich haben diese Herrn in Schwarz schon fasziniert, als noch ich ein kleiner Bub war. Und im Alter von neun Jahren bin ich bei unserem Klub dann auch erstmals bei einem Nachwuchsspiel an der Linie gestanden und hab' g'wachelt. Aber eine Erklärung, warum das so war, warum ich partout Schiedsrichter werden wollte, hab' ich keine.

Haben Sie vielleicht einfach gern das letzte Wort? Unter dem Motto: Was ich sage, das gilt! Und haben Spaß dran...
PLAUTZ: Nein. Schiedsrichter will man nicht sein, weil man Macht ausüben möchte. Zumindest in meinem Fall ist das nicht so.

Sind Sie gerne streng? Privat wie auf dem Platz?
PLAUTZ: Ich bin nicht streng, ich bin nur sehr genau in allem was ich mache. Vor allem deshalb, weil ich ja in jedem Spiel unter Beobachtung stehe, weil meine Leistung streng bewertet wird.

Muss ein Schiedsrichter auch ein Gerechtigkeitsfanatiker sein?
PLAUTZ: Das auf alle Fälle. Und was ein guter Schiedsrichter ganz speziell sein muss, er muss sehr berechenbar sein.

Wie meinen Sie das?
PLAUTZ:Er muss für die Spieler berechenbar sein. Soll heißen: Der Spieler muss wissen, wie weit er beim jeweiligen Schiedsrichter gehen kann.

Und wie weit kann man beim Konrad Plautz gehen?
PLAUTZ: Ich überhöre ab und zu ganz gerne was...

Soll heißen, dass Sie ein Mann mit Fingerspitzengefühl sind.
PLAUTZ: Dieses Wort mag ich im Zusammenhang mit meinem Job auf dem Platz absolut nicht, denn dieses Wort steht nicht im Regelwerk. Und ich pfeife nicht nach Gefühl, sondern nach bestem Wissen und Gewissen und, wie gesagt, nach den Regeln.