Bisweilen ist David Robert Joseph Beckham, 32, sogar in britischen Regierungskreisen ein Thema. Zuletzt im Juni dieses Jahres, als ruchbar wurde, der Kicker mit dem sehr häufig wechselndem Haarschnitt könnte von der Queen zum Ritter geschlagen werden. Hohe Beamte würden ihm den Titel "Sir" nicht gönnen, da er seine Millionen neuerdings in den USA verdient, sein Heimatland ergo um Steuereinnahmen umfällt.

Eitel und selbstverliebt. Außerdem, so munkelte man überdies, stießen sich einige hohe Herren daran, dass Frau Victoria, die Angetraute, automatisch zur "Lady" aufsteigen würde. Und das wäre schon überhaupt nicht passend. So wurde vorerst tatsächlich nichts draus, und Beckham muss sich weiter mit dem Adelstitel "Officer of the British Empire" begnügen. Vermutlich wird er's verschmerzen. Obwohl: Der immer wieder als Stil-Ikone ausgewiesene Sohn eines Installateurs und einer Frisörin (ausgerechnet) gilt in jeder Hinsicht als eitel. Und selbstverliebt.

Grenzen haben keine Bedeutung. Wie sehr da die Mutter seiner drei Kinder, das ehemalige Singvögelchen "Posh-Spice" von den "Spice-Girls", als Einflüsterin eine wesentliche Rolle spielt, darüber scheiden sich die (journalistischen) Geister. Manche (selbst ernannte) Beckham-Insider meinen, er wäre schon immer der Typ gewesen, den er heute verkörpert, andere wiederum sind überzeugt, dass die Hochzeit im Juli 1999 den Anstoß zum Wandel gegeben hätte. Faktum ist: Wiewohl Beckham den fußballerischen Zenit bereits überschritten hat, so mühelos überschritt er auch die Grenzen des Sports. Denn so breitenwirksam wie "Becks" war vor ihm noch keiner, der im Hauptberuf gegen eine Kugel aus Leder trat.

Selbstdarsteller. David Beckham ist ein Selbstdarsteller wie aus dem Lehrbuch. Ein Markenartikel aus Fleisch und Blut, Stammspieler in Klatschspalten, Trendsetter, Werbeträger, Kunstprodukt. Und das nicht nur aus Wachs bei der berühmten Madame Tussaud in London. Nach einer Erhebung des amerikanischen Nachrichtenmagazins Time war er 2004 eine der 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten, und dem inzwischen schon leicht angestaubten einstigen Trendbegriff "metrosexuell" gab Beckham ob seines stets sehr körperbetonten, androgynen und modebewussten Stils ein neues, ein globales Gesicht.

Marke ohne Inhalt? Das seine allerdings, das droht er langsam zu verlieren. Zumindest in den Augen des Wiener Werbeprofis Luigi Schober. Der meinte in einem Interview, Beckham würde mehr und mehr zur Marke ohne Inhalt verkommen. Demnach wäre es an der Zeit, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, um einen Rest an Glaubwürdigkeit zu bewahren. "Beckham sollte nur noch als Elder Statesman des Fußballs auftreten."

Tut er aber noch nicht. Denn zuletzt unterschrieb der Mann, allein dessentwegen heute am Abend sicherlich unzählige (weibliche) Fans in das Happel-Stadion zu Wien pilgern werden, einen Vertrag in den USA bei "L.A. Galaxy". 194 Millionen Euro, brutto allerdings nur, verdient er bis Sommer 2012, und das bisher Ersparte soll auch bei rund 164 Millionen liegen. Der einst begnadete Freistoßschütze selbst beteuert, nicht des Geldes wegen in die Staaten gewechselt zu sein. "Das hätte ich auch noch mit 34 machen können und nicht schon jetzt mit 32." Man kann es ihm glauben. Oder auch nicht.