Herr Krankl, die wichtigste Frage gleich einmal vorweg: Wie lebt es sich als frischgebackner Großvater?
HANS KRANKL: Wir haben ja schon lange darauf gewartet: Drei Wochen ist unsere Lilly jetzt alt, auf den zweiten Vornamen Johanna hat übrigens der Großvater bestanden.

Wird der Großvater Krankl den Menschen Krankl ein bisserl milder stimmen?
KRANKL: Ich liebe alle Kinder dieser Welt, viel mehr als die Erwachsenen. Gegenüber Kindern war ich auch immer milde gestimmt. Aber ich muss schon sagen, dass ich generell viel milder geworden bin.

Sind Sie auch dem österreichischen Fußball gegenüber milder gestimmt? Ist Österreichs Fußball denn noch zu retten?
KRANKL: Solange unser Fußball von solchen Funktionären beherrscht wird, die heute bei den Vereinen und in der Liga am Ruder sind, wird sich gar nix ändern. Vielleicht sind nicht alle so, aber die 80, 85 Prozent der Funktionäre arbeiten nicht zeitgemäß.

Können Sie Ihre Analyse auch an Beispielen festmachen?
KRANKL: Wenn ich mir anschaue, wie sie im Ausland über unser Team lachen und wie man unsere Liga nur abschätzig behandelt: Ich bin ein Kind dieses österreichischen Fußballs. Es macht mir ja keinen Spaß, Dinge zu kritisieren. Aber es stimmt hinten und vorne nicht, egal, ob wir jetzt schlechte Ausländer holen, oder wenn man sieht was mit Sturm und GAK passiert ist. Ich bin ja nicht einer, der sagt wie gut alles früher war. Neben den 100 Gründen, warum bei uns der Fußball nicht klappt, gibt es einen ganz plausiblen - wir haben derzeit nicht die Qualität.

Der GAK gibt ein gutes Sittenbild des österreichischen Fußballs ab. In wenigen Jahren wurden fast 30 Millionen Euro an Schulden angehäuft: Ist Österreichs Fußball zu einem Selbstverwirklichungscamp der Funktionärskaste geworden?
KRANKL: Es sind hier Dinge passiert, die nie und nimmer hätten passieren dürfen. Dass es so passiert ist, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Fußball und seine Funktionäre.

Kann sich Österreich überhaupt das Mäzenentum eines Dietrich Mateschitz oder Frank Stronach leisten, die das ganze finanzielle Gefüge der Liga mit Millionengagen sprengen?
KRANKL: Grundsätzlich ist es falsch, wenn Sponsoren, Präsidenten oder Gönner das Sagen haben wollen, und keine Ahnung vom Fußball haben. Die Geschichte mit der Austria ist schief gegangen, mehr oder weniger, die Sache mit dem Mateschitz hat gut angefangen, wie sie endet, wissen wir. Ich habe vor Stronach und Mateschitz großen Respekt: Aber wenn man das Geld und den Fußball in die Hände gewisser Funktionäre gibt, kann man es sich ausrechnen, wie es endet. Die Salzburger etwa kaufen Spieler mit der Blickrichtung Champions League, die wertlos, weil zu schwach sind. Jetzt ist halt der Trainer der Blöde, wie immer. Es kann doch nicht gut sein für eine Liga, wenn einer der Dagobert Duck ist und den Rest machen die Armenhäusler unter sich aus. Dass die Salzburger derzeit so schlecht spielen ist kein Argument für das System.

Gibt es derzeit eine Mannschaft in der Liga mit Vorbildcharakter?
KRANKL: Vor vier Jahren habe ich dem Hannes Kartnig schon gesagt: Er hat tolle junge Burschen im Verein, die der Trainer Osim halt nicht aufgestellt hat. Und dann, als Foda kam, haben sie sie doch spielen lassen, weil es dem Klub so schlecht gegangen ist. Franco Foda hat das ja nicht erfunden, er hat nur davon profitiert. Ist es nicht traurig, dass so eine Mannschaft wie sie heute bei Sturm da steht und einen herzerfrischenden Fußball spielt, nur dann entsteht, wenn vorher eine Pleite passiert?

Welche Perspektiven geben Sie dem Retortenklub aus Klagenfurt?
KRANKL: Eine gute Adresse. Mit dem Stadion müssten sie eine Euphorie entfachen, dass es dieses Stadion zerreißt. Die Voraussetzungen sind nicht so schlecht: Sie haben eine komplette Mannschaft von Pasching, die besten von Kärnten und ein paar andere. Ich versteh' nicht, warum sie so schlecht stehen, sie müssten eigentlich schon besser sein. Aber man muss ihnen auch Zeit geben... aber nicht zuviel.