Die Würfel, genauer die Kugeln sind gefallen. Das in Luzern zusammengefasste europäische Fußball-Konzentrat wurde am 2. Dezember aufgelöst und verteilt, nicht ganz gleichmäßig, aber ziemlich harmonisch. Und Österreich hat bei der Heim-Europameisterschaft eine große Begegnung vor sich, nämlich mit Deutschland. Und wieder einmal wird Rot-weiß-rot vom ewigen Cordoba (3:2, 1978) eingeholt. Aber es gibt auch noch zwei andere Aufträge, die das Team von Josef Hickersberger in der Vorrunde zu erfüllen hat. Zum Auftakt trifft die ÖFB-Auswahl am 8. Juni 2008 auf Englands Albtraum Kroatien, am 12. folgt dann Polen, was zumindest in der kleinen, überschaubaren österreichischen Scheinwelt als lösbare Aufgabe gehandelt wird. Und dann, zum Gruppen-Finale, das noch nicht das Ende sein soll, kommen die Deutschen, die es zuvor in Klagenfurt gegen Polen und Kroaten zu bestaunen gibt.

Frieden. Es war die heile Fußball-Welt des Kontinents (die Insel ist ja nicht vertreten), die in der großen Halle des Kultur- und Konferenzzentrum in geballter Form ihren großen Auftritt hatte. Nichts sollte den Frieden stören, der unter dem Motto Fußball trifft Klassik in wohlige Klänge eingebettet war. Umrahmt von den Wiener Sängerknaben und dem Radio-Symphonie-Orchester, verstärkt (u. a.) durch den großen spanischen Tenor Jose Carreras. In phasenweise rustikal anmutenden Video-Botschaften durften der Schweizer Tennis-Supermann Roger Federer und Österreichs Schi-Hero Hermann Maier "ihre" Spielorte präsentieren. Und so blieb nach dem Ablauf von 90 Prozent der verfügbaren Programmzeit für den Zweck, nämlich die Auslosung, kaum noch Spielraum übrig.

Schallwellen. Nur zweimal wurde die lediglich durch das trockene Verlesen von Zahlen-Buchstaben-Kombinationen und Ländernamen gestörte Stille im Saal gebrochen. Natürlich, als der französische Welt- und Europameister Didier Deschamps um 12.50 Uhr Deutschland für Österreich ausfaltete. Da machten sich die Schallwellen in der üblichen Form des Raunens bemerkbar. Franz Beckenbauer, Mitglied der von UEFA-Präsident Michel Platini aufgestellten Ziehungs-Riege ehemaliger Europameister, konnte sich ein Lächeln auf der Bühne nicht verkneifen.

"Todesgruppe". Und dann brach noch einmal Unruhe aus, als Italien in die ohnehin schon mit den Niederlanden, Frankreich und Rumänien besetzte Gruppe C hineingelegt wurde. Bern und Zürich erwartet eine beinharte Auslese. Die neben Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sitzende Ehefrau von Michel Platini hauchte dem Regierungschef ein knappes "Todesgruppe" ins Ohr. Und auf der folgenden Tour durch die Konferenzräume und Mixed-Zonen, wo die Betroffenen Rede und Antwort stehen, war zwischendurch auch Neid herauszuhören. Wer kann schon mit dieser Gruppe mithalten? Aber Österreich hätte es wesentlich härter treffen können.