Der Fall ist einfach erklärt: Gratkorn-Trainer Michael Fuchs wollte Thomas Zündel am 3. August zum Match gegen die Austria Lustenau nach Vorarlberg mitnehmen. "Zündel zählt wie Daniel Brauneis, Markus Gsellmann und Gregor Gorican zu unseren großen Talenten", so der Coach. Für den 19-jährigen Zündel (fünf Red-Zac-Einsätze) also eine gute Chance. Sein Arbeitgeber, die Post, konnte ihn für das Spiel in Lustenau samt Anreisetag jedoch nicht freistellen. "Ich habe lange überlegt. Für mich war dann aber klar, dass ich mich in meinem Alter voll auf den Sport konzentrieren möchte", so Zündel.

Entlassung folgte sogleich. Er trat die Reise an, saß auf der Ersatzbank und wurde von seinem Arbeitgeber wenig überraschend entlassen. Schließlich einigte man sich auf eine einvernehmliche Kündigung. "Ich habe diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut", sagt Zündel, der sich nun neben dem Fußball dem Studium (Jus) widmen will.

Kein Einzelfall. Der Gratkorn-Verteidiger steht in der Red-Zac-Liga aber nicht als Einziger vor dem Problem der Doppelbelastung. Gut ein Drittel aller Spieler, so schätzt die Fußballer-Gewerkschaft (VdF), verfügt über keinen Profivertrag. "Viele dieser Spieler müssen schon allein deshalb ihren Job aufrecht erhalten, weil sie sonst ja nicht einmal versichert sind". kritisiert VdF-Geschäftsführer Rudolf Novotny. In einer Profiliga, als die die zweite Spielklasse ja geführt wird, sei das untragbar und gegenüber den Spielern verantwortungslos.

"Fußball und Job verbinden". Naturgemäß anders sehen das die Klub-Bosse, wie etwa Bad- Aussee-Obmann Joschi Grill: "Österreich zählt mittlerweile zu den drittklassigen Fußballländern. Und die zweite Liga hier rechtfertigt wirklich keinen Vollprofibetrieb." In Aussee sei aber trotzdem jeder Spieler angemeldet, die Hälfte des Teams verfügt über Profiverträge. Gratkorns Obmann Josef Schenkirsch weist ebenfalls darauf hin, dass sich wohl nur die Amateure aus Salzburg und der Austria sowie Schwadorf einen Profibetrieb leisten können. Grill spielt den Ball an die Gewerkschaft weiter: "Wünschenswert wäre ein Modell, das Fußball und Job verbindet."