Herr Bundeskanzler, Dienstag geht die neue Saison los. Freuen Sie sich schon?
Alfred Gusenbauer: Natürlich. Vor allem hoffe ich, dass uns negative Schlagzeilen erspart bleiben, wie sie in der abgelaufenen vor allem die Grazer Klubs geliefert haben. Das war speziell deswegen schade, weil Sturm und der GAK ja noch vor wenigen Jahren Zugpferde der Liga waren. Egal wer nun schuld war oder ist, es stimmt mich ehrlich traurig, wenn solche Kaliber quasi über Nacht derart abstürzen.

Nun gibt's im Oberhaus den LASK und Kärnten wieder . . .
Alfred Gusenbauer: . . . und beiden traue ich zu, dass sie ein wesentliches Wort mitreden werden. Denn es wird sowohl in Linz als auch in Klagenfurt sehr schwierig werden, zu gewinnen. Gerade in Kärnten erwarte ich im neuen Stadion eine Riesen-Euphorie. Die langsam aber sicher sehr stark steigende Vorfreude auf die EM wird sich generell in den Zuschauerzahlen niederschlagen.

Und Ihre große Liebe, der SK Rapid? Ist der heuer vielleicht wieder ein Titelkandidat?
Alfred Gusenbauer: Rapid wird im Spitzenfeld mitmischen. Ob's reicht, die ökonomische Übermacht aus Salzburg abzufangen, mal sehen.

Wen zählen Sie neben Rapid zu Salzburgs größten Konkurrenten?
Alfred Gusenbauer: Die Austria. Und Mattersburg. Die sind nicht zufällig Dritter. Wie sich Ried schlagen wird, kann ich noch nicht einschätzen. Aber zurück zu Salzburg: Auch Austria Wien war einmal die ökonomische Übermacht schlechthin und trotzdem nicht Abonnementmeister.

Wie bewerten Sie grundsätzlich das finanzielle Engagement von Didi Mateschitz beim Meister?
Alfred Gusenbauer: Wenn man sich als Verein in Europa etablieren will, dann braucht es einen, der Geld in die Hand nimmt, beziehungsweise es aus der Hand gibt. So gesehen werte ich das Engagement als absolut positiv. Außerdem würden auch andere Vereine a la longue davon profitieren, wenn es eine international starke Salzburger Truppe gibt. Insofern, als es irgendwann wieder zwei österreichische Teams in der Qualifikation für die Champions League und es wieder mehr Starter im UEFA-Cup geben könnte.

Die Schattenseite ist die Kaderzusammensetzung. Ist die nicht ein Schlag ins Gesicht von Teamchef Hickersberger, dass in Salzburg quasi nur Legionäre spielen?
Alfred Gusenbauer: Als einen Schlag ins Gesicht möchte ich das nicht unbedingt bezeichnen, aber ein Problem ist es mit Sicherheit, dass da meist nur ein bis zwei Österreicher einlaufen. Ein Problem, das es zu lösen gilt.

Bitte Klartext.
Alfred Gusenbauer: Reformen sind notwendig, die Liga muss sich etwas überlegen. Sie muss sich Fragen stellen und Antworten finden. Sie muss, wenn ihr das Team am Herzen liegt, dafür sorgen, dass in Zukunft mehr Österreicher zum Einsatz kommen. Zwingend zum Einsatz kommen. Dass Potenzial in diesem Land da ist, beweisen die Jungen ja derzeit bei der U-20-WM in Kanada.

Reformen, die überfällig sind?
Alfred Gusenbauer: Ich meine, dass die Zeit unmittelbar nach der Euro im eigenen Land ein idealer Zeitpunkt ist, sich an einen Tisch zu setzen und Nägel mit Köpfen zu machen.