Bei ihrem Premier League-Klub Wigan gelten Sie als "unverkäuflich". Everton und Liverpool haben aber bereits angeklopft - wo spielen Sie also in der nächsten Saison?
Paul Scharner: Ich bleibe bei Wigan. Das habe ich gestern beschlossen. Zu Everton hätte ich schon im Sommer wechseln können, aber ich will mich noch ein Jahr vorbereiten.

Vorbereiten auf was?
Scharner: Auf Champions League und Uefa-Cup. Das sind jetzt meine Ziele. Liverpool wäre als Team schon sehr interessant, Manchester United mein Traum.

Ein Jahr vor der Euro 2008 im eigenen Land juckt Sie das Nationalteam kein bisschen?
Scharner: Mein Rücktritt vom Nationalteam war eine unglaublich schwere Entscheidung. Aber auch das habe ich mir gemeinsam mit meinem Mentaltrainer Valentin Hobel noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Fazit: Den Paul Scharner wird es bei dieser Euro nicht geben. Das ist für mich erledigt.

Die Fans fordern aber vehement Ihre Rückkehr ins Team.
Scharner: Das ehrt mich, ändert aber nichts. Die Fans sollen sich ans Team wenden - dort wollen mich 40 Prozent und der Rest pfeift auf mich. Das ist zu wenig.

Verfolgen Sie die Spiele der Nationalmannschaft?
Scharner: Ich versuche, informiert zu bleiben.

Der Druck auf die Mannschaft wird größer - was trauen Sie dem Nationalteam bei der Euro zu?
Scharner: Da möchte ich keine Prognose abgeben. Ich wünsche dem Team aber viel Erfolg.

Der österreichische Fußball hat indes noch andere Sorgen - was sagen Sie zur Bundesliga?
Scharner: So, wie ich das sehe, herrscht hier Unprofessionalität im großen Stil. Da will sich jeder nur selbst bereichern.

Ein Beispiel?
Scharner: Nehmen wir die Einstellung der Spieler her: In England wird in der Saison-Vorbereitung so hart trainiert, dass du froh sein kannst, wenn du es danach noch auf die Couch schaffst. Es gibt keine Jammerer und keine Verletzten, die das Training spritzen. Da wird durchgebissen.

Einige österreichische Nachwuchstalente fallen derzeit eher durch ihre Gehaltsforderungen, denn durch Leistung auf.
Scharner: Man muss erst investieren, bevor man kassiert: Leistung, Herz, Schweiß. Vielen reicht es, ein bisserl in der Bundesliga zu kicken. Kaum einer traut sich ins Ausland, dort zählt nur die Leistung..

Haben Sie in England mit Emanuel Pogatetz Kontakt?
Scharner: Nein. Ich bin aber nicht nachtragend, auch wenn er mich kritisiert hat.