Wer am aufpolierten Image der zehn Milliarden Euro teuren Marke Red Bull zu kratzen wagt, bekommt die Macht des Konzerns in voller Härte zu spüren. Lothar Matthäus traute sich - und wurde als Co-Trainer am Dienstag in einer Blitzaktion vor die Tür gesetzt.

Spieler für den Verein. Der ehemalige deutsche Weltfußballer kritisierte die Einkaufspolitik, äußerte sich negativ darüber, dass der Verein mit Ibrahim Sekagya einen Innenverteidiger verpflichten will, den man ausschließlich von Videos kennt. Und mit Cheftrainer Giovanni Trapattoni soll es ebenso Auffassungsunterschiede gegeben haben. "Das waren Kleinigkeiten", wie Salzburgs Sportdirektor Oliver Kreuzer bemerkte.

Erinnerungen an Jara. Erinnerungen an den Fall Kurt Jara werden wach: Salzburg hatte seinen ehemaligen Trainer am 3. Juni 2006 ebenso überraschend entlassen, wie Matthäus nun beurlaubt wurde. "Ungereimtheiten bei Spielertransfers" warf man dem Tiroler vor. Das Strafverfahren, das der Klub in dieser Sache gegen Jara anstrebte, wurde erst vor wenigen Tagen eingestellt. Im Kreditschädigungsprozess, den der Ex-Trainer gegen Red-Bull-Boss Didi Mateschitz führt, hält Jara nun die besseren Karten in der Hand. Überhaupt soll im gesamten Konzern das "Hire and Fire"-Prinzip gelten.

Fußball fürs Marketing. Nach außen zaubert Red Bull eine perfekte Welt hin, um das Produkt zu vermarkten. Und da bietet der Sport, und in diesem Fall der Fußball, eine glänzende Bühne: So verpflichtete Salzburg seine zwei mäßig talentierten Japaner Miyamoto und Alex augenscheinlich nur zu Marketingzwecken. Immerhin gilt es für Red Bull, den Markt in Japan erst zu erobern.

Sportliche Ziele. Das Tragische daran ist, dass Salzburg vergessen zu haben scheint, welcher sportlichen Herausforderung sich der Klub in der kommenden Saison stellen will. Um die Titelverteidigung der Meisterschaft braucht man sich keine Sorgen zu machen. Für Salzburg geht es um die Champions League, um das Konzert der wirklich großen Klubs. Doch ein Niko Kovac will den Verein verlassen, stattdessen lotst man No-name-Gauchos in die Mozartstadt. Das alles hat Lothar Matthäus aufgelistet. In klaren, unverblümten Worten, die man kennt von ihm. Das wurde dem Deutschen schließlich zum Verhängnis.

Nachfolger für Matthäus. Der Nachfolger von Matthäus steht angeblich bereits vor der Tür: der Deutsche Andreas Brehme. Ihm - und wohl jedem anderen, der im Zirkus von Red Bull eine Rolle bekommt - muss klar sein, dass der Sport bei Red Bull nur das Mittel zum Zweck ist.