In der österreichischen Bundesliga geht es rund. Konkurse, Punkteabzüge, mögliche Fusionen. Wie ergeht es dem Fan dabei?
Gunter-A. Pilz: Für die Fans der betroffenen Klubs bedeutet das oft den Weltuntergang.

Sollte es im Leben der Anhänger nicht weit Wichtigeres geben als den Verein?
Pilz: Wir leben in einer Welt, in der Menschen nur mehr über das definiert werden, was sie leisten. Die Identifikation mit einem Star oder mit einem erfolgreichen Klub gibt den Menschen jenen Stellenwert zurück, den ihnen die Gesellschaft verwehrt.

Und was, wenn der Verein absteigen muss, wie es im Falle des GAK passiert?
Pilz: Wir sehen an vielen Beispielen, dass die Fans dann einen Schuldigen suchen. Das kann der Vorstand sein, die Spieler oder auch die Medien. Und dann passiert das, was man in Stadien oft erleben muss. Die Fans, die ihre Mannschaft gerade noch angehimmelt haben, verteufeln sie im nächsten Moment. Das geht bis zur Androhung von Gewalt.

Sind so auch die zunehmenden Ausschreitungen zu erklären?
Pilz: Ich wage es, zu bezweifeln, ob die Ausschreitungen wirklich zugenommen haben oder sich die Medien derzeit verstärkt auf dieses Thema stürzen. Fakt ist, dass in Gruppen die Hemmung zur Gewalt sinkt. Vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist. Gewalt tritt häufig da auf, wo der Gesellschaft die Perspektiven fehlen.

Was empfehlen Sie einem Verein in einer Abstiegs-Situation?
Pilz: Wichtig ist, dass die Spieler mit den Fans in Kontakt bleiben und zeigen, dass sie die Probleme ernst nehmen. Distanz wäre jetzt der größte Fehler, dann fühlen sich die Fans doppelt allein gelassen. Im Abstieg besteht aber auch eine große Chance für den Klub.

Und zwar?
Pilz: Die Fanszene wird gestärkt. Wir konnten das Phänomen beobachten, dass die Anhänger nach einem Abstieg vor allem bei Auswärtsspielen in verstärkter Form auftreten. Ganz einfach, weil sie in den kleinen Stadien viel besser auffallen können.