Warum war in diesem Buch in den vorangegangenen 89 Minuten von so vielem zu lesen, aber keine Zeile von der prunkvollen Hochzeit in der Kirche am Enkplatz in Simmering im Mai 1990, keine Zeile davon, wie Toni Polster seine spätere Frau Lisi als 17-jährige junge Frau in der Wiener Diskothek Jack Daniels kennen gelernt hat. Keine Zeile davon, wie sich Toni, um mit der Auserwählten ins Gespräch zu kommen, als Reporter des Jugend-Magazins Rennbahn Express ausgab und sie, die anfangs rein gar nichts von ihm wissen wollte, schließlich doch für sich gewinnen konnte? Ursprünglich waren diese Kapitel geplant.

Am 17. Juli 2006 hat mich Toni Polster am Millstättersee in Kärnten ins Vertrauen gezogen. Am zweiten Tag seines Familienurlaubs. "Die Lisi und ich, wir werden uns trennen."

Wir saßen im Schatten unter eine Birke, aßen Wassermelone und beobachteten Lisi, wie sie auf der Wiese am Wasser mit Tochter Lisa Maria Latein lernte und Sohn Toni den 25 Grad warmen See genoss. Im Grunde Idylle pur.

"Wir haben es vor ein paar Wochen beschlossen und gestern haben wir es den Kindern gesagt. Wir haben ihnen aber auch versichert, dass wir uns nicht scheiden lassen und einander weiterhin respektieren, schätzen und auch lieben werden. Aber auf einer anderen Ebene. Die notwendige Basis für ein weiteres Zusammenleben unter einem gemeinsamen Dach ist nicht mehr gegeben."

Gründe. Woran sind Lisi und Toni Polster gescheitert? Nicht daran, dass sie sich auf Grund seiner Karriere als Fußballer im Großziehen der Kinder alleine gelassen gefühlt hätte. Das war gleichsam so ausgemacht. Und gescheitert sind die beiden schon gar nicht daran, dass es jemand anderen geben würde. Weder in seinem, noch in ihrem Leben.

Grund, oder zumindest mit ein Grund, war einfach die Tatsache, dass Toni Polster auch nach seiner Karriere nie zur Ruhe kam und nach wie vor nicht kommt. Toni hier, Toni da, Dancing Stars, eine Musik-CD, eine Bibel-CD, Auftritte, Verpflichtungen, vier Wochen für den ORF bei der WM in Deutschland, und, und, und … Sie, die die Öffentlichkeit zwar nicht ausdrücklich mied, aber auch nie unbedingt suchte, hatte zwar einerseits Verständnis für die Umtriebigkeit ihres Mannes, aber so wirklich anfreunden konnte sie sich damit nicht.

Der Schritt ist ein wohl überlegter, die Trennung im Guten gemeinsam besprochen und gemeinsam besiegelt. Und dass die Trennung tatsächlich im Guten vollzogen wurde, bewies auch der Umgang der beiden miteinander während dieser zwei Wochen am See in Kärnten. Es war ein herzlich-liebevoller, es war ein ehrlich vertrauter. Die Berührungen, die Bussis, waren keine gespielten, um nach außen hin irgendeinen Schein zu wahren. Weder in großer Öffentlichkeit noch in ganz kleinem Kreis. Sie kamen spontan und sie kamen von Herzen. Für Lisi und Toni Polster beginnt privat eine zweite Halbzeit. Dafür beiden alles Gute.