20 Dosen Bier im Bus statt der angekündigten großen Sause in einem Lokal nach dem Einstellen des Krankl-Rekords – eine Retourkutsche des Torjägers? Fakt ist, dass Toni Polster davor und danach nicht selten Opfer irgendwelcher schelmischer Schandtaten seiner Teamkollegen war. "Nein", sagt das Opfer, "denn ich konnte und kann gut über mich lachen."

Die Liste der Anekdoten, in denen Polster am Schmäh gehalten wurde, ist nahezu unendlich lang. "Wir haben uns deswegen recht leicht bei ihm getan, denn erstens bietet ein so extrem gradliniger und offener Typ wie er mehr Angriffsfläche, außerdem war er mitunter ein bisserl leichtgläubig, wenn man ihm Geschichten gut verkaufte. Leichtgläubig, wohlgemerkt, nicht naiv", sagt Toni Pfeffer.

Leichtgläubig. Als besonders leichtgläubig entpuppte sich Polster eines Tages in einem Hotel im Süden von Wien, in dem das Team vor einem Ländermatch kaserniert war. Polster hatte einen Termin in der Praxis von Teamarzt Ernst Schopp, um sich eine Spritze geben zu lassen, war aber ohne Auto angereist. "Da hat er mich um meines gebeten", erinnert sich Andreas Ogris, der damals einen Golf G 60 pilotierte. »Ich hab’ dem Toni erklärt, dass das ein Rallye- Golf ist, der keinen Retourgang hat. Zum Glück hatte der Wagen einen Schalthebel mit einer golfballähnlichen Kugel drauf, auf der die Gänge nicht eingezeichnet waren. 'Blödsinn', hat er gesagt. 'Doch Toni! Du musst beim Einparken also aufpassen und dich unbedingt so hinstellen, dass du beim Wegfahren gleich geradeaus weiterfahren kannst.' Irgendwann hat er die Geschichte tatsächlich gefressen und ist runter zum Parkplatz, wo mein Auto stand. Allerdings stand es mit der Schnauze an einer Mauer. Wir haben vom Fenster aus beobachtet, wie der Toni das Auto erst skeptisch beäugt hat, dann eingestiegen ist, den Leerlauf eingelegt hat und wieder ausgestiegen ist. In dem Moment, wo er die Karre rausschieben wollte, haben wir uns oben am Fenster zu erkennen gegeben und den Irrtum aufgeklärt."