Einen kleinen Wickel zwischen Herbert Prohaska und Toni Polster gilt es übrigens noch nachzutragen, dann ist das Kapitel Frankreich 1998 endgültig erledigt.

Teamarzt Ernst Schopp gab während der WM die Direktive aus, dass es beim Frühstück keine Eier gibt. Weder weich gekochte, noch harte, noch Eierspeis, noch Speck oder Schinken mit Ei. Eier würden ob der enormen Hitze zu sehr im Magen liegen. Schopps Beschluss ging Polster gewaltig gegen den Strich, denn der Stürmer war es gewöhnt – speziell an Matchtagen – , viel, und da vor allem Ham and Eggs zu frühstücken, um dann zu Mittag in erster Linie Obst zu essen, während die anderen Nudeln vertilgten. »Im Teamquartier in Margaux fiel es mir nicht schwer, die Sache unter Kontrolle zu halten. Da hatten die Kellner und Köche den strikten Auftrag, etwaige Wünsche der Spieler nach Eiern nicht zu erfüllen«, erinnert sich Dr. Schopp. An den Spieltagen allerdings sah die Sache ein wenig anders aus. Das Team flog jeweils schon am Vortag zum Match, und Polster gelang es in den anderen Hotels stets, irgendjemanden vom Personal zu becircen. Und so schnabulierte er sowohl vor der Kamerun- als auch der Chile-Partie genüsslich Schinken mit Ei. Prohaska erwischte ihn nie, und von Schopp wurden die Ausrutscher mit einem Augenzwinkern geduldet.

Unvorsichtig. Vor dem Italien-Spiel allerdings schien sich Polster seiner Sache schon etwas zu sicher zu sein und agierte ein klein wenig unvorsichtig, denn nachdem er sich abermals seine Ham and Eggs erschlichen hatte, stand plötzlich der Teamchef hinter ihm. "Ich hab’ geglaubt, er will mich häkerln. Ich war völlig fassungslos." Und Toni Pfeffer erinnert sich, dass er Prohaska "nie zuvor mit einem vor Zorn derart hochroten Schädel gesehen" haben will. Polster ließ es ziemlich kalt, dass er ertappt wurde. Er hat in aller Ruhe weitergegessen. Und dass Prohaska seinen Stürmerstar gegen Italien wegen der Ham and Eggs vorzeitig vom Feld geholt hätte, geht nicht einmal als Gerücht durch.

"Aber wenn wir schon beim Thema Nahrungsaufnahme sind, muss ich eine Geschichte erzählen, bei der mir heute noch vor Lachen die Tränen kommen", erinnert sich Prohaska an einen Vorfall vor einem Heimspiel vor sehr vielen Jahren. "Suppe gab's meist nur zu Mittag, nicht am Abend. Und als es eines Abends Tafelspitz gab, stand da ein großer Topf mit Apfelkren. Außerdem waren von Mittag auch noch die Suppenschüsseln da. Der Toni füllt also eine Suppenschüssel mit Apfelkren voll, geht zum Tisch, setzt sich hin, beginnt zu löffeln und plötzlich sagt er laut zum Ernst Schopp: 'Doktor, des is heut' aber a seltsame Supp'n.'"