Mittelfeld-Regisseur Andreas Herzog spielte bereits seine zweite Saison im Dress von Werder Bremen, Toni Polster die erste beim FC Köln, da kam es im Müngersdorfer Stadion, der Heimstätte des Stürmers, zum ersten direkten Aufeinandertreffen der beiden Austro-Importe. "Unvergesslich, was sich da abgespielt hat", erinnert sich Andreas Herzog und erzählt folgende wunderbare Episode:

"Mein damaliger Trainer Otto Rehhagel hat mich im Vorfeld gewarnt: 'Andreas, eines sag' ich Ihnen gleich: Wenn Sie Ihren Kollegen Polster vor dem Match so auf gut Wienerisch mit Bussi links und Bussi rechts begrüßen und dann noch gemütlich ein bisschen mit ihm plaudern wie beim Heurigen, dann können Sie es sich gleich auf der Ersatzbank bequem machen.' Mist, hab' ich mir gedacht, irgendwie muss ich den Toni doch begrüßen. Aber wie? Dann hab' ich mich umgezogen und bin raus zum Aufwärmen. In der einen Hälfte wir, in der anderen die Kölner. Aber weit und breit kein Toni. Ist er verletzt? Ist er krank? Das hätte ich doch zumindest in irgendeiner Zeitung gelesen. Und dann plötzlich höre ich, wie ein ganzes Stadion ohrenbetäubend laut 'Tooooni, Tooooni, Tooooni ...' brüllt. Ich schau' zum Kabinenausgang, und tatsächlich: Da kommt er angeschlurft und inszeniert seinen Auftritt. Ganz gemütlich. Watschelt auf die vielleicht einen Meter hohe Werbebande zu, meistert sie mit Mühe, dreht sich winkend einmal um die eigene Achse, bleibt schließlich stehen und hält Ausschau nach mir. Plötzlich treffen sich unsere Blicke, und ich weiß, jetzt gibt es kein Entrinnen mehr – Treffpunkt an der Mittellinie. Mein Trainer fünf Meter daneben. 'Hallo Toni, viel Glück', hab' ich möglichst kurz angebunden gesagt und wollte mich rasch wieder umdrehen, aber da war's schon zu spät. 'Herzerl, mei scheeena Bua', und schon hat er mich an sich gedrückt, dass es fast schon einer Vergewaltigung gleichkam. Und natürlich Bussi links, Bussi rechts. Dann war zufällig auch noch ein österreichischer Fotograf im Stadion, der angerannt kam und wir mussten die Umarmung noch einmal nachstellen. Das ganze hat sicher eine gute Minute oder sogar zwei gedauert, und Rehhagel hat nur noch den Kopf geschüttelt."

Predigt. Herzog durfte dennoch mitkicken, allerdings konnte er gegen einen Polster in Überform auch nicht viel ausrichten. 2:0 stand's zur Pause, zwei Mal war's Polster, zwei Mal ließ er seinen direkten Gegenspieler Dietmar Beiersdorfer gnadenlos ins Leere laufen. Und als frustrierte Bremer und fröhliche Kölner nach den ersten 45 Minuten in die Kabinen stiefelten, spürte Herzog plötzlich Polsters Atem im Nacken. "Er hat mich natürlich ziemlich am Schmäh g'habt. 'Herzerl, mei scheeena Bua, hast dem Beiersdorfer vorm Match wahrscheinlich g'sagt, dass ich nur einen guten Linken hab'. Irrtum, mei scheeena Bua ...'. Tatsächlich hat der Toni den Beiersdofer in dieser Partie immer wieder brutal versetzt. Schuss mit dem Linken angedeutet, stattdessen Haken und Schuss mit dem Rechten. Die Kabinenpredigt vom Rehhagel ist dementsprechend heftig ausgefallen, und indirekt war wirklich ich der Schuldige, denn das mit dem Linken war ehrlich gesagt nicht ganz so falsch …"

Die Partie endete übrigens mit 2:0, und die Bild-Zeitung titelte am Tag danach: "Nur der liebe Gott trifft besser!"