Damals, als Austria-Boss Joschi Walter dem gerade 18 Jahre und vier Monate alten Toni die bescheidene Profi-Monatsgage von 10.000 Schilling angeboten hatte, war Polster, wie man in Wien sagt, "schmähstad". Er war sprachlos, er war baff. Ein Zustand, der sich im weiteren Verlauf der sportlichen Karriere und im Privaten nahezu nie mehr einstellen sollte, denn wenn er etwas so gut konnte und kann, wie seinerzeit gegnerische Abwehrreihen schwindlig spielen, dann verbal gleichermaßen instinktiv abstauben wie gezielt einnetzen. Nie um eine Pointe verlegen, aber auch nie um eine klare Ansage oder durchdachte Antwort in einer ernsthaften Diskussion zu einem ernsthaften Thema.

"Auch wenn es angeblich ein Luxus ist, eine eigene Meinung zu haben, ich habe immer schon meine eigene gehabt. Und mit der auch selten hinterm Berg gehalten. Wenn mir etwas nicht gepasst hat, dann hab' ich das auch gesagt. Auch meinen so genannten Vorgesetzten, denn mit Autoritäten hab' ich mir schon immer eher schwer getan. Wenn das ein Spieler macht, der 28 oder 30 ist, dann spricht man von einem 'Führungsspieler', macht's ein 20-jähriger Bursch, dann nennt man den einen 'goscherten Jungen, der seine Grenzen nicht kennt'. Das halte ich für ausgemachten Schwachsinn. Denn es zeugt vielmehr von Reife, etwaige Missstände als solche zu erkennen und sich dazu zu äußern. Natürlich kann man auch irren, aber das ist, wie man weiß, menschlich."

Wenn's aber um die Pointen geht, so sind vor allem drei kurze Wortwechsel inzwischen längst legendär.

Vertrag. Als Polster in Köln mit dem FC wegen eines neuen Vertrages verhandelte und diese Verhandlungen sich in die Länge zogen, meinte ein Reporter von SAT 1: "Herr Polster, warum haben Sie noch immer nicht unterschrieben?" Daraufhin Polster: "Na ja, wissen Sie, es passiert mir gerade zum ersten Mal in meiner Karriere, dass mir ein Verein mehr zahlen will als ich annehmen kann. Und das ist mir fast ein bisserl peinlich." Kurze Stille, dann der Reporter, ziemlich verdutzt: "Das war jetzt aber ein Scherz, oder?" Polsters sekundenschnelle Antwort: "Na Sie sind ja, wie man bei uns sagen würde, ein richtiger Blitzgneißer." Etwas kürzer, aber nicht minder typisch für den Wiener: Ein Reporter zu Polster, nachdem dieser Hans Krankls Torrekord im österreichischen Nationalteam gebrochen hat: "Jetzt sind Sie ein Denkmal." Darauf der Stürmer, wie aus der Pistole geschossen: "Ich will kein Denkmal sein, auf Denkmäler scheißen die Tauben."

Als Toni Polster nach einer Niederlage zu Gast in der ZDF-Sendung 'Das aktuelle Sportstudio' war, wollte der Reporter wissen, ob Toni in Gedanken noch bei dieser Niederlage wäre oder bereits beim österreichischen Nationalteam, das am Mittwoch darauf ein Spiel hatte. Polsters Antwort: "Momentan bin ich geistig und körperlich im 'Aktuellen Sportstudio'."

Engstirnig. "Spontan war ich eigentlich schon immer, aber so richtig offen wurde ich vor allem in meiner Zeit beim FC Köln, weil mir die teilweise weit verbreitete deutsche Engstirnigkeit extrem gegen den Strich ging. Das hat mich regelrecht provoziert, noch lockerer zu werden. Was ich mit Engstirnigkeit meine? Ein Beispiel: Nach dem Training war eine gemeinsame Jause im Vereinsgebäude angesetzt, zu der ich mit 20 Minuten Verspätung gekommen bin, weil ich noch bei der Massage war. Da kommt doch glatt unser Mannschaftskassier auf mich zu, also ein Mitspieler, und verlangt ernsthaft 200 Mark für die Mannschaftskassa. Ich hätte vorher sagen müssen, dass ich später komme. Dass ich nichts von dieser internen Regelung wusste, war ihm egal. Typisch deutsch: Da ist einem Profi eine Massage wichtiger als Kuchen essen, aber weil irgendwas in irgendwelchen Statuten steht, zahlt man für den verspäteten Kuchen." Ein teures Stück …