Paul Breitner, ehemaliger deutscher Weltklasse-Fußballer, hat im Jahre 1982 ein Buch mit dem Titel "Kopfball" herausgegeben. In diesem findet sich ein Kapitel über Österreich, in dem Folgendes zu lesen ist: "Wenn in Österreich das Nationalteam verliert, wird sofort der konsequente Neuaufbau des österreichischen Fußballs gefordert. Gewinnt es das folgende Spiel, gilt dieser Neuaufbau als beendet. Bei der nächsten Niederlage ertönt sofort wieder die Forderung nach dem konsequenten Neuaufbau." Bedauerlicher- weise hat die Sache 24 Jahre später immer noch Gültigkeit.

Lang. Tatsächlich ist die Geschichte des Leidens eine lange, und je länger eine Jammerphase, desto lauter der Ruf nach einem neuen Architekten für den jeweiligen Neuaufbau.

Baupläne. Derzeit ist Josef Hickersberger mit den Bauplänen für die EM 2008 im eigenen Land betraut. Er ist gefordert, doch wie es im Moment scheint, auch überfordert. Er, der stets sehr besonnene und smarte "Pepi". Ein Sir, ein Mann mit wenigen Ecken und kaum Kanten und installiert von Friedrich Stickler, dem Präsidenten des Österreichischen Fußballbundes. Der ist ebenfalls einer, dem man vieles nachsagen kann, nur nicht, dass er einer wäre, der auf den Putz haut, wenn es nötig erscheint.

Konsequent. Vielmehr ist Stickler tatsächlich konsequent. Er stellt sich vor oder - je nach Sichtweise - hinter Hickersberger, doch die Frage muss erlaubt sein, ob er dem neuerlichen Neuaufbau damit nicht im Weg steht. Experten, selbst ernannte wie tatsächliche, stellen Hickersberger jedenfalls bereits in Frage und somit zur Diskussion. Und es wäre wahrlich interessant zu erfahren, wie es um den österreichischen Fußball jetzt und auch 2008 bestellt wäre, nähme ein international anerkannter Fachmann das Heft in die Hand.

Blick. Ein Blick über die Grenzen erinnert den chronisch leidgeprüften österreichischen Fußballfreund, dass beispielsweise der Deutsche Otto Rehhagel aus den im Mittelmaß herumdümpelnden Griechen einen Europameister formte.

Qualitäten. Nicht, dass an dieser Stelle an den fachlichen Qualitäten des ehemaligen Rapid-Meistermachers gezweifelt werden sollte, aber vielleicht ist Hickersberger zu sehr Österreicher, um diese österreichische Nationalmannschaft von der schiefen Bahn umzuleiten.

Neuaufbau. Aber nicht nur von "konsequentem Neuaufbau" ist in Zeiten wie diesen die Rede, auch von "Sofortmaßnahmen". Doch eines wissen wir aus der Politik: Immer dann, wenn dem Wort "Maßnahme" ein "Sofort" vorangestellt ist, ist es in Wahrheit längst zu spät.