Alles im österreichischen Nachwuchsbereich ist der Euro 2008 untergeordnet: Fünf Millionen Euro (budgetiert auf fünf Jahre) wurden vor drei Jahren in das Nachwuchsprojekt "Challenge 2008" gesteckt, 29 Landesausbildungszentren installiert, 13 Bundesliga-Nachwuchszentren, davon vier Akademien, geschaffenen. Für diese Strukturen erntete der ÖFB international Lob. Doch 691 Tage bevor die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz startet, befürchten viele heimische Nachwuchstrainer den Talente-Kollaps. Denn blamiert sich das Nationalteam, könnte das das Ende für die in den letzten Jahren mühevoll aufgebaute Nachwuchsarbeit bedeuten. Geldgeber für die teuren Strukturen könnten auf Jahre hinaus ausbleiben. "Ohne Erfolg wird es schwierig sein, das ganze weiter zu finanzieren", bestätigt auch der technische Direktor des ÖFB, Willi Ruttensteiner.

Heim-WM als Start. "Wir sind auf dem richtigen Weg. 2008 darf für Österreich aber nicht das Ziel sein, wir müssen die Heim-EM als Start betrachten", fordert Mario Posch, Leiter der Akademie von Sturm Graz, ein Umdenken, was die Erwartungshaltung betrifft.

Erneuerungen. "Das Konzept, das wir erstellt haben, hat einen Horizont von zehn Jahren. Daran müssen wir festhalten. Bis 2008 können wir aber noch viel bewegen. Was alles möglich ist, hat man ja bei Deutschland gesehen", so Ruttensteiner, der fest an einen Erfolg bei der Heim-EM glaubt. Im August wird das ÖFB-Präsidium auf Ruttensteiners Initiative über eine Erneuerung abstimmen, die von Nachwuchstrainern seit langem gewünscht wird: der Einbau der zehn- bis zwölfjährigen Talente in die Ausbildungszentren.

Nur mit Bundesliag-Unterstützung. Für Helmut König, Leiter der Akademie des FC Kärnten, reicht das aber noch nicht: "Die Nachwuchsarbeit greift nur, wenn die Bundesliga mitspielt. Doch bei nur 22 Vereinen in den ersten beiden Ligen, haben die Talente kaum eine Chance, sich in der Kampfmannschaft festzusetzen. Wir brauchen zwei Ligen mit jeweils 16 Klubs."

SChweiz als Vorbild. GAK-Akademie-Trainer Thomas Böcksteiner, der heuer erstmals eine steirische Akademie-Mannschaft zu einem österreichischen Meistertitel führte (U15), nennt die Schweiz als Beispiel: "Dort arbeitet man seit elf Jahren verstärkt im Nachwuchs und erst jetzt sind die Schweizer so richtig stark. Wir dürfen uns auch bei Misserfolgen des Nationalteams nicht von unserem Weg abbringen lassen."