Es ist ein kleines Fußball-Märchen. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Beinahe-Karriereende aufgrund einer Venen-Thrombose im Darm- und Leberbereich ist Helge Payer wieder voll da. Der Oberösterreicher qualifizierte sich mit Rapid dank des Sensationserfolgs über Aston Villa für die Gruppenphase der Europa League und dürfte am Samstag gegen die Färöer erstmals seit 26. März 2008 (3:4 gegen die Niederlande) in der Startelf der österreichischen Nationalmannschaft stehen. Im Teamcamp in Bad Tatzmannsdorf sprach der 30-Jährige über die Gründe für seine bestechende Form, die österreichische Erfolgswelle im Europacup, seine rosigen Ansichten über die Zukunft der ÖFB-Auswahl und seine eigenen Pläne für die kommenden Jahre.

APA: ÖFB-Tormann-Trainer Franz Wohlfahrt ist der Meinung, dass Sie noch stärker als vor Ihrer Verletzung sind. Sehen Sie das genauso?
HELGE PAYER: Ich möchte nicht vergleichen, wie es vor der Verletzung war und jetzt ist. Ich fühle mich einfach nur extrem wohl. Ich bin froh und glücklich, dass ich wieder auf dem Spielfeld stehen darf.

Sind Sie mental noch gefestigter?
PAYER: Vielleicht wird man teils gelassener, teils im Kopf stärker. Man versucht, vieles nicht mehr so eng zu sehen. Dass ich mir Druck mache, davon bin ich schon ziemlich weit entfernt. Um optimal aufs Spiel vorbereitet zu sein, muss man die richtige Mischung aus Lockerheit und Konzentration finden. Und das fällt mir zurzeit relativ leicht. Es hat auch andere Zeiten gegeben. Aber alle Zeiten sind wichtig, auch die schlechten.

Österreichs aktuelles Nationalteam ist extrem jung, was halten Sie davon?
PAYER: Der Weg der Jungen ist unaufhaltsam, und dieser Weg muss weitergegangen werden. In den letzten Jahren wurde in Österreich der Fehler gemacht, dass zu kurzfristig gedacht worden ist. Statt eine Qualifikation in sechs bis acht Jahren anzustreben, wurden die Teamchefs immer am nächsten Match gemessen. Wir brauchen Zeit, dann kommen wir wieder in die Top-20 der Weltrangliste. Da gehören wir hin, dafür haben wir das Potenzial, an das glaube ich einfach.

Die jüngsten Europacup-Erfolge der vier ÖFB-Starter könnten auf diesem Weg sehr hilfreich sein.
PAYER: Wir dürfen nicht den Fehler machen, wieder gleich alles zu wollen. Aber dass alle vier österreichischen Teams weiter sind, ist eine Riesenfreude. Jahrelang hatten wir nur bei den Länderspielen richtig gute Gegner. Jetzt ist es endlich so weit, dass wir uns auch auf Clubebene mit starken Teams messen können. Wir haben nun den Vorteil, dass wir bis Winter gegen Topvereine spielen dürfen. Das wird ganz Fußball-Österreich weiterbringen.

Bei Rapid jagt ein Top-Transfer den nächsten, wie schaut es mit Ihren Auslands-Plänen aus?
PAYER: Mein Vertrag bei Rapid läuft im Sommer aus, da will ich mich noch nicht festlegen. Fest steht, dass ich derzeit für den schönsten und besten Verein Österreichs spiele, das genieße ich jeden Tag. Und es warten unheimlich schöne Aufgaben mit Rapid und der Nationalmannschaft.

Als Torhüter kann man ja auch jenseits der 30 Jahre ins Ausland wechseln, wie auch österreichische Beispiele wie Wohlfahrt oder Michael Konsel zeigen.
PAYER: Man sagt ja immer: Je älter ein Torhüter, umso besser ist er. Wenn das auch bei mir so ist, dann habe ich noch alle Möglichkeiten. Es ist sicher kein Fehler, wenn man den Sprung ins Ausland schafft. Vielleicht bringen wir in der Europa League tolle Leistungen, und dann kann es Schlag auf Schlag gehen. Aber zunächst einmal bin ich froh, dass ich mich zurückgekämpft habe.

Alles rechnet mit Ihnen als Tormann gegen die Färöer, wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
PAYER: Wenn der Teamchef sagt, dass ich spiele, dann freue ich mich und werde ihm das mit meiner Leistung danken.

Was erwartet das ÖFB-Team gegen die Färöer?
PAYER: Das wird ein ganz schwieriges Spiel, weil wir nicht oft Favorit sind. Das muss die Mannschaft mental verkraften. Aber das wird uns gelingen.