Am Mittwoch wird der prestigereiche israelische Fußballklub "Maccabi Haifa" in der vierten Qualifikationsrunde der Champions League auf Red Bull Salzburg treffen. "Das ist der denkbar schwerste Gegner, auf den wir hätten fallen können", sagt dazu Mosche Scharon, seit 50 Jahren Fan von Maccabi. Selbst Trainer Elischa Levi kommentierte das Ergebnis der Auslosung wenig optimistisch: "Das ist ein schweres Los, aber wir haben eine Chance." Doch sollte man den nur wenig bekannten Gegner in Salzburg nicht zu leicht nehmen, auch wenn man ihn vor 15 Jahren in der Champions League besiegte. Maccabi Haifa ist inzwischen zu einem der professionellsten und traditionsreichsten Vereine Israels geworden.

"Bürgerliche" Verein

Jüdische Einwanderer gründeten Maccabi kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Die Anfangsjahre waren schwer. Im ideologisch engagierten Palästina der 20er-Jahre galt Maccabi als der "bürgerliche" Verein und wurde zum Lieblingsfeind des Arbeitervereins "Hapoel" und zum Stiefkind des sozialistischen Establishments. Die finanzielle Lage war so prekär, dass gerade die Erfolg versprechenden Spieler nach einer Tournee in den USA gar nicht mehr heimkamen. Das änderte sich Dank des Einflusses europäischer Fußballer, die in den 30er-Jahren dem Antisemitismus entflohen. Zu Beginn waren dies zuerst Sportler aus Ungarn. Nach dem Anschluss 1938 flohen auch österreichische Fußballer nach Palästina. Einer von ihnen, Julius Jäger vom jüdischen Verein Hakoah Wien, entkam den Nationalsozialisten 1939 und wurde zu einer der Schlüsselfiguren in Maccabi. Sein Bekanntheitsgrad half, andere bekannte Spieler aus Österreich, darunter auch ehemalige Nationalspieler, zum Verein zu bringen. Als Vereinssekretär organisierte er Maccabi neu und legte damit die Grundlage für die Profis von heute.

Der große Durchbruch gelang Maccabi in den 80er-Jahren unter der Führung des späteren Nationaltrainers Schlomo Scherf, 1984 und 1985 wurde Maccabi Meister. Der Verein legte schon immer großen Wert auf seine Jugendarbeit. Den erfolgreichen Trainern ist es gelungen, eine Generation heranzuziehen, die zu internationalen Stars wurden. Ejal Berkowitsch ging zu Westham United, Roni Rosenthal nach Brügge, Alon Misrahi nach Nizza, Superstar Jossi Benajun schaffte es bis nach Liverpool. Seit dem Jahr 2000 hat Maccabi Haifa sechs Meistertitel gewonnen, und dies mit dem bescheidenen Budget von fünf Million Euro im Jahr.

Eine Stärke Maccabis ist seine Offenheit. "Haifa ist eine vermischte Stadt, deswegen spielen bei uns auch arabische Spieler. Wir sind nicht Rassisten", betont Mosche Scharon. Tatsächlich vermengen sich Juden und Araber in Haifa nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen. Als eine Splittergruppe der organisierten Fangemeinde vor drei Jahren gegen den Einkauf des arabischen Spielers Abbas Suan protestierte, löste dies nicht nur in der Leitung, sondern auch beim fanatischen Fanclub "grüne Affen" Empörung aus. Im vergangenen Jahr erhielten die Fans von Maccabi den Titel "das fairste Publikum des Jahres". Der Polizei steht während des Spieles keine schwere Arbeit bevor, der Elf von Salzburg dafür umso mehr.