Mitte dieses Monats geht's wieder los mit "Urlaub", wie Josef Hickersberger sein Engagement bei al-Wahda in Abu Dhabi spaßhalber nennt. Hoch bezahlter Urlaub freilich. In Österreich hatte der Ex-Teamchef dieser Tage dafür enormen Freizeitstress. Familie, Freunde, Golfplatz, dazwischen Interview-Termine wie diesen. Hickersberger isst ein Gulasch in der Meierei im Stadtpark und es schmeckt ihm. "Das ist herrlich."

Herr Hickersberger, gibt es eigentlich Tabuthemen?
JOSEF HICKERSBERGER: Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber ich rede auch über die Euro.

Was war in diesem Zusammenhang in jüngster Vergangenheit denn die am häufigsten gestellte Frage?
HICKERSBERGER: Was ich anders machen würde?

Und?
HICKERSBERGER: Ich stelle mir die Frage nicht, also habe ich auch keine Antwort. Wir sind über die Vorrunde leider nicht hinaus gekommen, worauf ich das Kapitel Euro für mich ad acta gelegt habe. Es bringt doch überhaupt nichts, im Nachhinein zu mutmaßen, ob es mit einem Maierhofer und einem Janko und ohne einen Ivanschitz anders gelaufen wäre. Was bleibt, ist die Erinnerung an sehr viel Arbeit, speziell im Vorfeld, dazu quasi täglich Pressekonferenzen, die ab und zu so richtig mühsam waren, weil ich nicht mehr wusste, was ich alles erzählen soll. Und so sind diese Termine sehr häufig in Stegreiftheater mit mir in der Hauptrolle ausgeartet. Aber an die Euro als solche denke ich keine Sekunde.

Wirklich nicht?
HICKERSBERGER: Wirklich nicht. Noch einmal: Wenn ich immer nur frage, was wäre gewesen, wenn...?, dann lebe ich nur noch in der Vergangenheit. Dann müsste ich mich ja auch fragen, was wäre gewesen, wenn ich bei Rapid geblieben wäre? Nein, das bringt nichts. Ich schaue auch mit 61 lieber in die Zukunft.

Die heißt im aktuellen Fall al- Wahda. Sie waren mit dem Klub in der abgelaufenen Saison, nachdem Sie ihn am 10. Dezember übernommen hatten, im Cupfinale und in der Liga Vierter. Die Ziele für die neue Saison?
HICKERSBERGER: Verbessern.

Und wenn's nicht läuft?
HICKERSBERGER: Dann werde ich wohl vorzeitig entlassen und mir selbst, wie es schon Tradition ist, ein schönes Geschenk machen.

Das da wäre?
HICKERSBERGER: Wie immer eine noble und sehr schöne Uhr. Die, die ich heute trage, stammt aus dem Jahr 2001, als es bei Al Wasl in Dubai vorbei war.

Reden wir kurz über Ihre Nachfolger Karel Brückner und über Didi Constantini.
HICKERSBERGER: Brückner zu holen, war absolut kein Fehler. Allein sein Engagement bedeutete eine große Aufwertung für unseren Fußball. Brückner war ein Star, bloß hat er unsere Qualität offenbar überschätzt und war gesundheitlich nicht auf der Höhe. Und dann kam es, wie es leider so oft kommt.

Und Constantini kam...
HICKERSBERGER: Was ich auch sehr begrüße. Auch die Bestellung von Leo Windtner zum ÖFB-Boss halte ich für ein gutes und richtiges Signal. Ein Tiroler und ein Oberösterreicher, sprich zwei Nicht-Wiener an der Spitze des österreichischen Fußballs, das beseitigt einige Minderwertigkeitskomplexe so mancher Leute aus den Bundesländern. Dieses "Die Wiener richten sich's schon wieder..." hat ausgedient.