Sie sind gerade oder noch nicht einmal volljährig. Dennoch sind viele der Fußballer der U19-EM in Frankreich bereits mehrere hunderttausend Euro wert - und über einen eigenen Manager bzw. Berater verfügen wohl ohnehin durch die Bank alle Kicker der acht teilnehmenden Teams.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei diesem Turnier auch nur ein einziger Spieler keinen Manager hat", meinen ÖFB-U19-Teamchef Andreas Heraf und ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner unisono. Selbst im U15-Bereich sollen bereits mindestens die Hälfte aller Teamspieler einen Berater haben. Im ÖFB haben Manager während Lehrgängen und Matchvorbereitungen Hotel-Verbot.

Vermittlungshonorare in die Höhe geschnellt

"Das ist eine Spirale, die nicht mehr aufzuhalten ist. Bald wird das auch bei Zehnjährigen gang und gäbe sein", glaubt Heraf, der aber zwischen Managern, die aufs schnelle Geld aus sind, und echten Beratern im Stile eines "guten Onkels" unterscheidet. "Wenn das eine beratende Vertrauensperson ist, dann ist das wichtig und in Ordnung."

Die Zahl der Manager, Berater und Vermittler hat in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Kein Wunder, denn auch die Vermittlungshonorare bei Transfers sind rapide in die Höhe geschnellt. Zusätzlich kassieren die Manager nach den Transfers einen Prozentsatz des Jahresgehalts des Spielers. In Ländern wie Italien wird der Transfermarkt oft als moderner Menschenhandel bezeichnet.

Schnäppchenjadg

Einer der routiniertesten Spieler-Berater und -Vermittler Österreichs ist Max Hagmayr. Der ehemalige ÖFB-Teamkicker verurteilt das Vorgehen zahlreicher Kollegen, dass jungen Spielern "vollkommen der Kopf verdreht wird". "Es ist unglaublich, was für ein Hype selbst in Österreich um Leute entsteht, die einmal einen geraden Schuss zusammenbringen", so Hagmayr.

Als Beispiel nannte der Oberösterreicher die U19-EM 2007 in Österreich, bei der sich zahlreiche ÖFB-Kicker kühne Träume von lukrativen Auslandstransfers ausgemalt hatten. Allein die sportlichen Leistungen hielten mit den Träumereien nicht mit. "Geendet hat es in einem Desaster. Die Spieler sollten sich aufs Wesentliche konzentrieren, also auf ihre Leistungen. Im Endeffekt setzt sich Qualität ohnehin durch."

Die Marktpreise für absolute Könner wie etwa auch Österreichs David Alaba (Bayern München) seien absolut gerechtfertigt. Hagmayr, dessen jüngster Transfer jener von Daniel Beichler zu Hertha BSC Berlin war, glaubt jedoch, dass die Zeiten für Durchschnittsspieler deutlich schwieriger werden. "Weil die Gehälter für solche Fußballer einfach wirtschaftlich nicht mehr vertretbar sind."

Die Tribünen bei der U19-EM in Frankreich sind voller Scouts. Wirkliche Schnäppchen gibt es allerdings bei solch einem Turnier kaum mehr zu holen. So sollen etwa die Spanier Sergio Canales (Real Madrid) und Iker Muniain (Athletic Bilbao) bereits jeweils mehr als fünf Millionen Euro Wert sein. Alaba ist mit einem geschätzten Marktwert von zwei Millionen Euro ebenfalls in der absoluten Spitze der europäischen Jungstars zu finden.