Er fordert den deutschen Teamchef Joachim Löw vehement zum Weitermachen auf, selbst nimmt er aber den Hut. Die Rede ist vom "Vater" aller amtierenden TV-Fußballanalytiker, nämlich Günter Netzer. Beim Duell der Deutschen gegen Uruguay hat der 65-jährige Ex-Teamspieler seinen letzten Auftritt in der ARD, danach tritt er ab. Freiwillig wohlgemerkt. Ursprünglich wollte er ja schon nach der WM 2006 gehen, jetzt macht er ernst - "weil ich alles gesagt habe." Dabei ist er mittlerweile so etwas wie eine Institution geworden. Mit Moderator Gerhard Delling (51) ist er seit der WM 1998 bei Spielen der Deutschen im Einsatz.

Netzer erreichte Kultstatus obwohl, oder gerade, weil er nie versucht hat, sich beliebt zu machen. Stoisch, humorlos bis staubtrocken hat er analysiert. Ohne ausufernde Worte. Seine unbewegte Miene ist legendär, sein "Ja, das ist zu loben" schon fast ein Ritterschlag für einen Fußballer. Lobhudeleien waren nie Netzers Ding.

Intimitäten übrigens auch nicht. Nach fast 13 Jahren gemeinsamen Wirkens ist Delling zwar mittlerweile ein enger Freund Netzers und sogar sein Trauzeuge, trotzdem siezen sich die beiden noch immer. Ob Netzer Delling im Rahmen der letzten Sendung endlich das Du-Wort anbieten wird, wird unter Fans des ungleichen Duos diskutiert. Der gut gelaunte Delling und der oft griesgrämig wirkende Netzer, sie sorgten für einige Höhepunkte. Herausragend war aber sicher jenes 0:0 gegen Island, nach dem der damalige Teamchef Rudi Völler seinen berühmten "Weißwurst-Waldi-Ausraster" hatte. Da ging er neben Waldemar Hartmann auch auf Delling und Netzer los, bezeichnete letzteren als Standfußballer. Netzer lächelte nur milde, zeigte sonst keine Reaktion. Das zeichnete ihn aus, das wird abgehen. Netzer-Nachfolger wird Mehmet Scholl.