Er war kompromisslos, umsichtig und versuchte, in seiner 15-jährigen Amtszeit als Schiedsrichter immer gerecht zu sein. Stefan Meßner leitete 181 Bundesligaspiele, kam auf knapp hundert internationale Einsätze. Als ehemaliger FIFA-Referee bewertet er die Fehler seiner Kollegen bei der WM in Südafrika kritisch. Als aktueller Spielbeobachter macht sich der Steirer seine Gedanken.

Die Fehlerquote der Referees bei der WM ist hoch, zu hoch. Ist das erklärbar?

STEFAN MESSNER: Es ist der Druck der Fans, der Spieler, der Funktionäre und der Medien. Ich denke, die Anspannung führt zu diesen Fehlpfiffen. Außerdem versuchen uns alle auf dem Feld zu "betrügen". Und die TV-Kameras decken jeden Fehler auf. Das ist Stress pur.

Mangelt es den Referees an Ausbildung?

MESSNER: Nein, die Ausbildung ist umfassend. Jedes einzelne Training muss dokumentiert werden. Die Leute sitzen stundenlang vor dem Computer und müssen Beispiele bewerten. Da wird ein Riesenaufwand betrieben.

Das Abseits des Argentiniers Tevez etwa war keine Millimeterentscheidung.

MESSNER: Meine persönliche Meinung ist, dass der Assistent seine Fehlentscheidung auf der Videowall gesehen hat. Deshalb hat er bei der Diskussion mit Referee Rosetti die Hand vor den Mund gehalten. Hätte Rosetti das Tor aberkannt - mit dem Wissen, dass sein Assistent den Fehler durch ein technisches Hilfsmittel erkannt hat. Das Spiel hätte wiederholt werden müssen. Daher hat Rosetti wohl das "kleinere Übel" gewählt. Das ist meine persönliche Vermutung.

Ein Videobeweis hätte die Schiedsrichter "gerettet".

MESSNER: Tor oder kein Tor: In diesem Fall bin ich für den Videobeweis, sonst nicht. Ich plädiere für den fünften und sechsten Mann an den Strafräumen. In der Europa League hat es ganz gut geklappt.

Warum hat sich die FIFA gegen die Torrichter entschieden?

MESSNER: Das müsste man die Verantwortlichen bei der FIFA fragen. Ich versteh' es nicht.

Eine andere Möglichkeit der Torsicherheit wäre der Chipball.

MESSNER: Ich denke, dieses Hilfsmittel hat keine Zukunft. Die Manipulationsgefahr ist zu groß.