Der Ball

Er verfügt über merkwürdige Flugeigenschaften und verändert unvermutet seine Richtung. Das war auch am Donnerstag zu beobachten, als er dem Argentinier Heintze plötzlich an die Hand sprang, wie ein aufgeblasener Luftballon, dem die Luft ausgeht. Es gibt kaum Tormänner, die bereit sind, die Bälle sicher zu fangen. Besonders bei Flanken und Distanzschüssen herrscht große Unsicherheit. Die mexikanischen Torleute haben sogar mit "Eierlaberln" vom American Football versucht, sich auf den Jabulani einzustellen.

Das Defensivverhalten

Bis auf vier Mannschaften (Deutschland, Argentinien, Spanien, Chile) wurden im ersten Durchgang alle Teams von einer sehr defensiven Grundausrichtung geleitet. Für manche Partien ist dies eine ganz logische Einstellung, wie im Fall der Schweizer gegen Spanien. Auch bei den Afrikanern ist dieses Verhalten schon in gehäufter Form zu beobachten. Ich hoffe, dass ihnen der natürliche Instinkt für die Offensive nicht verloren gegangen ist. Sie spielen viel organisierter und mannschaftsdienlicher als früher, daran ist der starke europäische Einfluss zu erkennen. Irgendwann müssen sie sich an ihre eigentlichen Stärken erinnern, Schnelligkeit, Dribblings, allgemeine Spielfreude, das, was niemand mehr trainieren kann, was angeboren ist. Da ist bisher von den Afrikanern außer von Ghana recht wenig gekommen.

Taktik vor Angriff

Ausnahmesituationen wird es natürlich immer geben, wie beim Sieg der Schweizer gegen Spanien. Das ist das Einzigartige am Fußball, aber auch etwas Großartiges. Es gibt niemanden auf der Welt, der ein Resultat exakt voraussagen kann. Von zehn Spielen gegen Spanien wird es für die Schweizer einen Sieg, ein Unentschieden und acht Niederlagen geben. In diesem Match haben sie mit ihren Mitteln alles erreicht. Dazu kommt, dass sich bei den Favoriten aus der Spiellaune heraus Überheblichkeit einstellt, dann fehlt es an der letzten Konsequenz. Auf Dauer ist die Art des Spiels wie jenes der Spanier die Attraktion und wird sich am Ende immer durchsetzen.

Die Torflaute

Die extrem defensive Ausrichtung vieler Mannschaften ließ nur wenige Treffer zu. Es wären sogar noch weniger Tore gefallen, wenn durch die Dichte in den Abwehrreihen nicht auch relativ viele Eigenfehler passiert wären, wie zum Beispiel beim Eigentor der Dänen. Zu der viel zitierten "kontrollierten Offensive" ist es kaum gekommen. Der Angriff wurde teilweise extrem vernachlässigt, und bei den Torchancen fehlte meist die letzte Konzentration. Auffällig ist die starke Fitness fast aller Teilnehmer. Das hat auch mit den niedrigen Temperaturen zu tun. Zum letzten Mal war das teilweise bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien der Fall. Vielleicht kann diesmal aufgrund des Klimas eine europäische Mannschaft außerhalb Europas Weltmeister werden.

Steigerungspotenzial

Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass sich das Niveau noch stark verbessern wird. Spätestens ab der zweiten Runde müssen alle ihr wahres Gesicht zeigen, denn es geht um alles. Da erwarte ich mir natürlich viel mehr Offensive und viel weniger rein taktisches Verhalten. Es werden auch mehr Tore fallen und die ersten Partien in dieser neuen Phase haben die These ja auch schon bestätigt.