Am Freitag ist es so weit, der Anpfiff zur Fußball-WM 2010 erfolgt in der Soccer City Johannesburg, wenn um 16 Uhr Gastgeber Südafrika auf Mexiko trifft. Knapp vor dem Startschuss hat unser Experte Heribert Weber die WM für Sie ganz genau unter die Lupe genommen. Die Topfavoriten. Nie zuvor hat es eine WM gegeben, bei der derartig viele hochklassige Teams das Potenzial haben, ganz weit zu kommen.

Die Topfavoriten sind sicher Spanien, Brasilien und Argentinien. Vor allem Spanien, weil sie spielerisch mindestens so weit sind, wie die beiden südamerikanischen Topteams, aber dazu auch perfekt als Einheit funktionieren. Die Spieler kennen sich teilweise schon aus der Jugend. Nur wenig dahinter kommen England, Deutschland und Holland. Der Titelverteidiger. Bei meinem Urlaub in Italien konnte ich selbst feststellen, wie wenig zufrieden quasi jeder in Italien mit der "Squadra" ist. Die Helden von 2006 sind in die Jahre gekommen und es gab keine Weiterentwicklung, wird befürchtet. Ich unterschätze die Italiener nicht, sie brauchen nicht so viele Laufwege, weil sie taktisch ganz stark sind. Vielleicht spornen sie die geringen Erwartungen noch einmal an, nur sollte es keine Ausfälle geben. Kann Pirlo wirklich nicht spielen, wird es eng. Wer wird der WM-Superstar?

Bei den Spielern ist es wie mit den Teams, es gibt unglaublich viele starke Akteure, die auf die verschiedensten Länder verteilt sind. Von Messi über Kaka, Cristiano Ronaldo, Rooney bis Torres und Robben. Alle schauen auf diese klingenden Namen. Nur hat bisher fast jedes große Turnier einen neuen Star hervorgebracht. Die Messis und Ronaldos kommen oft schon überspielt zu einer WM und können dann nicht so glänzen, wie erwartet.

Für Deutschland sehr viel möglich

Ich denke, dass Mesut Özil von den Deutschen Riesenpotenzial hat. Fängt es bei ihm zu laufen an, kann er ein ganz Großer werden. Unser "Lieblingsnachbar" Deutschland. Mit dem deutschen Team ist es wie mit ihrem Rohdiamanten Mesut Özil. Fängt es zu laufen an, ist sehr viel möglich. Zwar kommen die Deutschen erstmals ohne einen Superstar zur WM, dafür haben sie sehr viele junge Wilde. In der Vorbereitung haben sie beeindruckt und sie geben immer 100 Prozent bis zum Schluss. Die Gefahr ist nur, dass man dann im Laufe des Turniers ausbrennt. Wer sind die größten Außenseiter? Zuerst einmal Neuseeland, aber auch Honduras, die Slowakei und Slowenien muss man wohl eher als Außenseiter betrachten. Aber Achtung, keinen unterschätzen. Wer hat das Potenzial, zur großen Überraschung zu werden? Chile hat überhaupt niemand auf der Rechnung, dort hat Trainer Bielsa aber ausgezeichnete Arbeit geleistet. Zweiter der Südamerika-Qualifikation hinter Brasilien, das sagt schon etwas aus.

Auch auf Mexiko sollte man ein Auge haben. Dazu traue ich einem Team aus dem afrikanischen Trio Nigeria, Elfenbeinküste und Kamerun durchaus das Halbfinale zu. Bei afrikanischen Mannschaften kommt es halt immer darauf an, wie gut sie als Team funktionieren, ob die Taktik des Trainers auch befolgt wird. Und wer weiß, wozu Nordkorea fähig ist, wenn ihr "geliebter Führer" verlangt, dass jetzt ordentlich für das Land Gas zu geben ist. Mein Weltmeister-Tipp. Obwohl sich Favoriten nicht immer durchsetzen, sage ich Spanien. Die Spieler sind nicht nur stark, sie haben auch die alten Gräben zwischen Real- und Barcelona-Stars zuschütten können. Seit dem EM-Titel 2008 sind alte Feindschaften in den Hintergrund getreten, alles wird dem gemeinsamen Ziel untergeordnet. Sie wollen Großes erreichen - ich sage, es gelingt.